: Mut zur Lücke
Seit zwölf Jahren Quartiersentwicklung statt leere Flächen
taz ■ Das Bremer Baulückenprogramm ist wie ein VW: Es läuft und läuft und läuft. Schon vor zwölf Jahren ist dafür ein eigenes „Sachgebiet Baulücken“ beim Amt für Stadtplanung und Bauordnung eingerichtet worden. In der Zeit seien mit einer Investition von 1,5 Milliarden Euro etwa 3.000 Lücken geschlossen worden und rund 12.000 neue Wohnungen entstanden. Diese Zahl entspräche gut der Hälfte aller seit 1990 gebauten Wohnungen.
Der Antrieb dahinter: Statt Bremen immer weiter auf die grüne Wiese ausfransen zu lassen, sollte erst einmal das innerstädtische Baulandpotenzial genutzt werden. Ex-Bausenatorin Christine Wischer argumentierte im vergangenen Frühjahr: „Nachhaltige Stadtentwicklung braucht eine starke Innenentwicklung.“ Wohnraum sollte in den bestehenden Quartieren entwickelt werden.
Der Teamleiter und Architekt im Baulückenprogramm, Eberhard Mattfeld, berichtet, dass auch nach zwölf Jahren immer noch 2.500 Flächen auf Bearbeitung warteten. Das „Sachgebiet Baulücken“ biete Bau- und Finanzierungsberatung, etwa wie man öffentliche und private Förderprogramme kombiniert. Auch Vorschläge und Anregungen zur Lückenbebauung gibt es im Ressort. Außerdem könnten sich Interessierte hier über Genehmigungs- und Freistellungsverfahren beraten lassen, ergänzt Mattfeld.
Das zwölf Jahre alte Programm könnte jetzt zu erneuter Aktualität kommen, zumindest wenn es nach der Bausparkasse LBS geht. Die berichtet, dass es die Familien von heute wieder in die Ballungszentren ziehe. Zumindest für Westdeutschland sei das aus Daten des Statistischen Bundesamtes abzulesen. Seit 1995 sei die Anzahl von Genehmigungen für Ein- und Zweifamilienhäuser in den Kernstädten um 50 Prozent gestiegen. Gleichzeitig sei allerdings die Nachfrage nach Geschosswohnungen „drastisch eingebrochen“, so die LBS.
Ob nun in Bremen vor allem Ein- und Zweifamilienhäuser entstehen, ist noch nicht absehbar. Aber das Baulückenprogramm läuft weiter: „Es werden ja in der Stadt nicht nur Lücken zugebaut, es entstehen ja auch neue, wenn Gebäude abgerissen werden“, sagt Holger Bruns, Sprecher des Bausenators.