: Mörder soll Neonazi-Trainer sein
Im Prozess wegen des Dreifachmords von Overath berichtet ein Weggefährte des Angeklagten vom Aufbau eines rechtsradikalen Sicherheitsdienstes nach SS-Vorbild
KÖLN taz ■ Der wegen des Dreifachmords von Overath Angeklagte soll in einem rechtsradikalen „Sicherheitsdienst nach Vorbild der SS“ aktiv gewesen sein. Das sagte gestern ein Weggefährte von Thomas A. vor dem Kölner Landgericht aus. Thomas A. habe zudem „Rekrutierungsgespräche“ im Rheinland, Cottbus, Dresden und Leipzig geführt. Gezielt habe er Jugendliche aus der Techno-Szene angesprochen, um sie für den Nationalsozialismus zu begeistern.
Thomas A. hat gestanden, am 7. Oktober 2003 einen Rechtsanwalt, dessen Frau und die älteste Tochter mit einer Pumpgun erschossen zu haben. Er hatte seine Tat in einem öffentlichen Brief als eine „von mir selbst durchgeführte Maßnahme zur Gesundung des deutschen Volkes“ bezeichnet. Die Opfer hätten sich am „deutschen Rechtswesen“ aus Habgier und Vorteilsnahme vergriffen. In den 90ern hatte der ermordete Anwalt Mietrückstände bei ihm eingetrieben.
Der Zeuge, der ihm die Waffe besorgt hatte, berichtete über militärische Übungen rund um Köln. In einem ausgedienten Schweinestall und in einer Bunkeranlage hätten die Treffen stattgefunden. Die Teilnehmer seien maskiert gewesen. Thomas A. sei in dieser Szene als „politischer Offizier“ tätig gewesen. Der Zeuge, ein 39-jähriger Maschinenbautechniker und Türsteher, habe sich vor allem um die praktische Vermittlung von Kampftechniken gekümmert.
Sich selbst bezeichnete er als „national und sozialistisch“. Ihm gehe es darum, dass jeder „eine Suppe und ein Brot“ bekomme: „Aber erst mal für Deutsche und nicht für die Sozialschmarotzer“ aus aller Welt. In Exkursen beklagte er sich über das „Finanzjudentum“ und schilderte das „Dritte Reich“ als positiv. Der „Schutzdienst“ sollte die Aufgabe haben, missliebige Personen „platt zu machen“. Ziel sollten zum Beispiel „ausländische Schutzgelderpresser“ sein.
Die bis zu 20 an den Übungen beteiligten Personen seien militärisch ausgebildet gewesen. Der Angeklagte Thomas A. hatte schon zu Prozessbeginn erzählt, es gebe eine bundesweit gewaltbereite Organisation von Rechtsextremisten, die sich in autonomen „Zellen“ treffen. Gemeinsam mit dem Zeugen habe er einer solchen Kampfzelle angehört. FRANK ÜBERALL