: Medienstadt mit „Sex/No Sex“
Bremen und Hannover wollen auch zu kommerziellen „Medienstädten“ wie Hamburg oder Köln werden. Mit staatlichen Fördergeldern in Millionenhöhe locken sie daher seichte Unterhaltungs-Romantik für Sat. 1 in ihre Produktionsstudios
aus Bremen Klaus Wolschner
Grünes Licht für Sat. 1: „Aufgrund der positiven Erfahrungen in der Kooperation“ haben Niedersachsen und Bremen jetzt ihre Kooperation mit dem Privatsender um weitere drei Jahre verlängert. Eine Jury der staatlich finanzierten „Nordmedia GmbH“, bestehend aus Vertretern der Staatskanzleien der beiden Länder und Redakteuren von Sat. 1, hat Fördergelder für drei Filmprojekte gegeben. Titel der geplanten Streifen: „30 Jahre ohne Sex“, „Casanova kennt sich aus“ und „Sex/No Sex“. 1,25 Millionen Euro zahlt das Land Niedersachsen für diese Filmförderung, Bremen steuert 250.000 Euro aus seinem TIME-Programm bei.
Gedacht sind die Streifen für den Sendeplatz am Dienstag um 20.15 Uhr. „Romantic Comedy“ ist das Genre, auf deutsch: leicht erotische Unterhaltung.
Über die Story ihres Films will die geförderte Autorin von „Sex/No Sex“, die Hamburgerin Kerstin Oesterlin, nichts verraten. Auch der Titel „30 Jahre ohne Sex“ ist wohl eher als Lockvogel gedacht, der beim Durchblättern der Programmzeitschrift ins Auge springen soll.
Sinn der Förderung durch das Land ist es, kommerzielle lokale Filmproduktions-Kapazitäten zu fördern. „Sex/No Sex“ wird also nicht gesponsert, weil der Film künstlerisch wertvoll zu werden droht, sondern weil er bei Zentralfilm in Hannover produziert werden soll. Für „30 Jahre ohne Sex“ ist die Neue Impuls Filmproduktion mit Sitz in Hannover und Hamburg als Produzentin vorgesehen.
Bei der Vergabe der Förderung wird streng auf den regionalen Proporz geachtet: Da das Land Bremen nur einen kleinen Teil der Gelder zuschießt, wurde nur ein Projekt mit Bremer Produzent für die Förderung vorgeschlagen: „Casanova kennt sich aus“ soll in den Geisberg Studios von Eike Besuden in Bremen produziert werden.
Besuden ist mit Angaben über das Thema nicht ganz so zugeknöpft wie die FilmautorInnen. Es gehe da um einen Literaturwissenschaftler, der Probleme mit Frauen habe und den Casanova-Text liebe. Und dann passiert ein Unfall und so weiter.
Einen 90-Minuten-Film für Sat. 1 zu produzieren ist für einen kleinen Produzenten ein guter Auftrag. Zwei Drittel der Kosten trägt, wenn es denn am Ende zur Produktion kommt, der Privatsender, ein Drittel die Nordmedia als Verteilungsstelle für die staatlichen Zuschüsse. Ohne die Bindung durch die Zuschüsse würde ein Film normalerweise nicht in Bremen produziert, erklärt Besuden den Sinn der Förderung: Da die Infrastruktur und das erforderliche Personal nicht so zur Verfügung stehen wie in richtigen Medienstädten, wird alles etwas teurer. Diesen Nachteil sollen die staatlichen Zuschüsse im Sinne klassischer Wirtschaftsförderung ausgleichen.
„Die Jurymitglieder zogen in ihrer Sitzung eine positive Zwischenbilanz und erwarten aufgrund des vorhandenen kreativen Potenzials eine deutliche Belebung der Produktionstätigkeit in der Region“, verkündete unlängst die Nordmedia. Wenn alles optimal laufe, könnte der Erste der jetzt geplanten Filme schon im Jahr 2004 hergestellt werden.