Havarist auf Reisen

Säuretanker „Ena 2“ kommt vielleicht heute in die Werft, wo über Reparatur entschieden wird. Gegenüber dem Petroleumhafen entdecken Spaziergänger verendete Fische

Die „Ena 2“ wird frühestens heute Nachmittag in eine Werft geschleppt, teilte gestern die Norddeutsche Affinerie (NA) als Eignerin mit. Demnach muss das Schiff zunächst weiter gereinigt werden. Erst danach könne die „Ena 2“ von ihrem jetzigen Standort im Müggenburger Kanal unweit des NA-Geländes zur Werft in Moorfleet geschleppt werden.

Dort werden Gutachter den Zustand des Doppelhüllen- Spezialtankers überprüfen und den entstandenen Schaden abschätzen. Wichtig sei nach Tagen im Elbwasser vor allem der Zustand der Elektronik an Bord sowie der vier Tanks. Zu erwarten ist, dass die durch Hafenwasser verdünnte Schwefelsäure die metallenen Innenwände der Tanks angegriffen hat. Dadurch, so hatte die NA erklärt, war in den Tanks ein explosives, wasserstoffhaltiges Gasgemisch entstanden.

Nach dem Kentern der „Ena 2“ im Petroleumhafen waren nach und nach mehr als 900 Tonnen Schwefelsäure, nahezu die gesamte Ladung, ausgeflossen. Elf Menschen wurden verletzt, rund 1.000 zumeist junge Fische starben. Der Unfallort, die Einfahrt von der Norderelbe in den Parkhafen, gilt unter Schiffsführern als Risikostelle. Jetzt wird vermutet, dass die „Ena 2“ auf der falschen Fahrwasserseite gefahren ist, um Zeit zu sparen. Gegen ihren zum Unglückszeitpunkt betrunkenen Kapitän ermittelt die Staatsanwaltschaft, sein Patent wird er – zunächst für drei Monate – abgeben müssen.

Der taz berichteten gestern Spaziergänger, sie hätten am Montagabend, gut 48 Stunden nach der „Ena 2“-Bergung, am Elbstrand gegenüber dem Petroleumhafen mehrere, „etwa einen Meter lange tote Fische, darunter drei Aale“, angespült gefunden. Ob ein Zusammenhang mit der Havarie in der vorigen Woche besteht, ist ungeklärt. Die Umweltbehörde, aber auch Naturschutzorganisationen waren bisher davon ausgegangen, dass über das lokale Fischsterben unmittelbar nach dem Kentern des Tankers keine Folgen für die Umwelt zu erwarten seien. aldi/dpa