: Krieg ist für viele ein gutes Geschäft
Die Angst vor dem Terror zahlt sich aus, die Auftragsbücher US-amerikanischer Rüstungsfirmen sind prall gefüllt. Einige steigern ihre Gewinne um das Anderthalbfache. Besonders gut geht es Herstellern von Waffen, Kriegsschiffen und Aufklärungssystemen
aus New York HEIKE WIPPERFÜRTH
Die aktive Kriegspolitik der USA lohnt sich. Zumindest für die US-amerikanischen Rüstungsunternehmen – ihnen geht es ausgezeichnet: Northrop Grumman und Lockheed Martin zum Beispiel. Im letzten Jahr hatten sie ihren Gewinn schon um 140 Prozent gesteigert, das laufende Haushaltsjahr dürfte noch profitabler werden. US-Präsident George W. Bush hat Verteidigungsausgaben in Höhe von 364 Milliarden US-Dollar eingeplant. Dazu kommen die 79 Milliarden Dollar für den Krieg gegen den Irak und dessen Besetzung.
Letzte Woche legten gleich mehrere Rüstungsfirmen ihre Quartalszahlen vor, alle meldeten prall gefüllte Auftragsbücher. Darunter Northrop Grumman mit seinen 40.000 Beschäftigten und Sitz in Los Angeles, Kalifornien. Das Unternehmen meldete einen Gewinn von 207 Millionen US-Dollar für das zweite Quartal dieses Jahres. Vor einem Jahr musste er sich noch mit 181 Millionen zufrieden geben. Northrop Grumman hat sich durch mehrere Firmenübernahmen zu einem der größten Rüstungskonzerne der Welt gemausert. Die Firma bietet alles, was man zum modernen Kriegsspiel braucht: Kriegsschiffe, unbemannte Global-Hawk-Aufklärungsflugzeuge, die bereits über den Irak kreisten, hochkomplizierte Radar- und weitreichende Überwachungssysteme. Für andere Rüstungsfirmen geht es ebenso bergauf. Raytheon, ein Raketenhersteller aus Lexington, Massachusetts, mit 76.000 Beschäftigten leidet zwar unter der Krise in der Verkehrsflugzeugbranche, in der Rüstungsabteilung kann er aber Vollgas geben. Fernlenkwaffen und Abwehrsysteme sind besonders gefragt. Der Auftragseingang in der Rüstungsabteilung war so gut, dass Raytheon im zweiten Quartal einen Gewinn von 100 Millionen US-Dollar vorweisen konnte. Vor einem Jahr machte die Firma noch 138 Millionen US-Dollar Miese.
Selbstverständlich profitieren auch Lockheed Martin Corporation, der Kampfflugzeug- und Elektronik-Konzern aus Bethesda, Maryland, und seine 125.000 Angestellten von der Aufrüstung in den USA. Seine Verkaufszahlen sind um 23 Prozent auf 7,71 Milliarden US-Dollar gestiegen. Auch General Dynamics, der Waffenproduzent aus Falls Church, Virginia, hat Grund zur Freude. Die Einnahmen in der Kampfgruppenabteilung, die bewaffnete Autos und Waffen herstellt, sind im Vergleich zum vergangenen Jahr um fast die Hälfte auf über eine Milliarde US-Dollar geklettert.
Auch weniger bekannte Firmen, die sich auf Rüstungsaufträge von der Regierung spezialisiert haben, dürfen sich guten Mutes zeigen: Die Titan Corporation aus San Diego kann sich vor Aufträgen kaum noch retten. In den Krieg gegen den Irak hat sie Übersetzer geschickt. Der amerikanischen Post steht sie mit Sterilisierungsmitteln gegen weitere Milzbrandanschläge zur Seite. Außerdem hat sie einen Handschuh entwickelt, der den Arzt im Krankenhaus über das Krankeitsbild seines Patienten informieren soll, wenn der noch auf dem Schlachtfeld liegt.
Hoch im Kurs steht neuerdings auch Ceradyne, eine Firma aus Costa Mesa, Kalifornien. Die Firma hat sich auf Decken und Rüstungen aus Keramik für Panzer und Waffen spezialisiert – zum Schutz vor den hohen Wüstentemperaturen. Vor zwei Wochen hat sie einen Millionenauftrag der Regierung bekommen.