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Archiv-Artikel

Bankenchef Josef Ackermann bleibt Optimist

Deutsche Bank macht 2008 den ersten Jahresverlust seit dem Zweiten Weltkrieg: 3,9 Milliarden Euro nach Steuern

FRANKFURT/M. taz ■ Als Josef Ackermann, der Vorstandschef des Branchenleaders Deutsche Bank AG, vor zwei Wochen die massiven Verluste im vierten Quartal 2008 verkünden musste, nahm ihn das ganz schön mit – beim anschließenden Empfang erlitt er einen Schwächeanfall. Aber er bleibt Optimist. Er könne über einen „erfolgreichen Start in das Jahr 2009 berichten“, sagte Ackermann, als er am Donnerstag die vorläufige Bilanz für 2008 vorstellte. Im Januar habe das Unternehmen 2,8 Milliarden Euro Ertrag erwirtschaftet.

Nun will er den Aktionären für 2008 sogar eine Dividende zahlen, auch wenn die mit 50 Cent im Vergleich zu den 4,50 Euro im Vorjahr doch eher symbolisch ausfällt. Dabei kommt die Deutsche Bank für das Geschäftsjahr 2008 insgesamt auf ein Minus von 5,7 Milliarden Euro vor Steuern. Unterm Strich bleibt ein Verlust von 3,9 Milliarden, der erste Jahresverlust der Bank nach dem Zweiten Weltkrieg. Und nach einem Gewinn von 6,5 Milliarden Euro 2007 schon „ein Brocken“, wie Broker auf dem Börsenparkett meinen.

Immerhin räumte Ackermann ein, dass das „extrem schwierige Marktumfeld einige Schwächen in der Bank aufgezeigt hat“. Das sehen auch die Anleger so: Die Deutsche Bank ist an der Börse gerade noch 12 Milliarden Euro wert – nur ein gutes Drittel ihres ausgewiesenen Eigenkapitals von 34 Milliarden Euro. Die Investoren halten sich auch zurück, weil die Deutsche Bank die Übernahme der Postbank AG nicht alleine stemmen konnte. Jetzt ist der Staat in Gestalt der Deutschen Post AG – wenn auch nur temporär – an dem Branchenprimus beteiligt.

Ackermann sieht jedoch einen großen Unterschied zwischen indirekter und direkter Hilfe, die anzunehmen er weiterhin für „unanständig“ hält. Die Deutsche Bank, betonte er, benötige keine Stärkung der Eigenkapitalbasis. Die Kernkapitalquote, also das Verhältnis von Eigenkapital zu Risikoaktiva, sei mit 10 Prozent „voll in Ordnung“.

Außerdem hält er den Marktführer für ganz gut gewappnet. Von den Risikopositionen des vergangenen Jahres erwarte er keine größeren Belastungen mehr, und Wertberichtigungen seien schon nach der „Lehman-Pleite“ vorgenommen worden. Insgesamt musste die Deutsche Bank seit Beginn der Finanzkrise vor anderthalb Jahren 9,3 Milliarden Euro abschreiben.

KLAUS-PETER KLINGELSCHMITT