: Relaunch in Richtung Kommerz
www.bremen.de muss Geld verdienen: Deshalb können sich Firmen an die Spitze der Suchergebnisse kaufen
Bremen taz ■ Lässt man in die Suchmaschine auf Bremens Internetseiten www.bremen.de nach „Kaffee“ suchen, taucht der Kaffeeriese Tchibo derzeit an 13. Stelle der Ergebnisse auf. So ist es nun mal, das Alphabet, es unterscheidet nicht zwischen groß und klein, es kennt nur A bis Z, und so taucht Hemken, der pittoreske Kaffeeröster am Dobben lange vor dem Global Player in Sachen Kaffee auf.
Das könnte sich in Zukunft ändern. Im Rahmen eines umfänglichen Relaunches will das Internetportal der Stadt Bremen Geld verdienen – dafür wurde es im März dieses Jahres der bremen-online GmbH, einer hundertprozentigen Tochter Bremens, überschrieben. Die will zwar weiterhin alle Bremer Unternehmen mit einem Grundeintrag bedienen, wer aber in Zukunft weiter oben auf der Liste der Suchergebnisse erscheinen will, der kann sich an die Spitze kaufen. Das „Premium-Paket“ wird das nüchterne und wertfreie Alphabet, das die Internet-Seite bisher so klassisch und hanseatisch hat wirken lassen, auf den Kopf stellen. Auch der Link, der vom Grundeintrag auf die Internetseite des Unternehmens führt, kostet ab September fünf Euro pro Monat – gemeinnützige Einrichtungen sind davon aber ausgenommen.
So bleibt der Reiz der Seite, dass nämlich jede Bremer Einrichtung, jeder Verein und jede Behördenstelle im Netz ist, weiterhin erhalten. Der ‚Erfinder‘ des oft gelobten Internet-Angebots, der Informatik-Professor Herbert Kubicek, hat bei dessen Entwicklung im Jahr 1996 für ein Stadtinformationssystem geworben, das das wirtschaftliche, politische und kulturelle Leben der Stadt vollständig abbildet. „Ich bin Bürger und Konsument. Deshalb möchte ich, wenn ich eine Allergie habe, sowohl die Stellen des Gesundheitsamtes, als auch die Fachärzte und die Selbsthilfegruppen im Netz finden“, sagte er damals im taz-Interview.
Bremens Suche nach finanzstarken Partnern, die die Seite mitbetreiben und die Kosten für Technik und Redaktion teilen, blieb indes erfolglos. So entschied man sich für das Modell einer Service-Gesellschaft, die Kooperationen anbahnt und eine kommerzielle Verwertung der Seite betreibt. Die bremen.online GmbH ist verpflichtet, das Portal möglichst kostendeckend zu betreiben, um die Zuschüsse der öffentlichen Hand gering zu halten. hey