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Archiv-Artikel

Als Gänse noch zutraulich waren

betr.: „Gerupft bei lebendigem Leibe“, taz vom 5. 2. 09

Wer das für was Neues hält, muss ziemlich weltfremd sein. Seit hunderten von Jahren werden lebende Gänse gerupft, nur die Brutalität und Gnadenlosigkeit ist ein Kind der heutigen Zeit. Früher waren Tiere noch geschätzt, schließlich zog man seinen Nutzen aus der Haltung. Man war größtenteils sehr besorgt um das Wohlergehen der Tiere, konnte ein Verlust doch die Existenz kosten. Gänse wurden nur gerupft, wenn sie in die Mauser kamen und einen Großteil ihrer Daunen eh verloren.

Aus Berichten meiner Großeltern und Eltern weiß ich, dass man Gänse dazu nicht einmal fesseln musste, sie waren zutraulich, man legte sie sich auf die Schenkel und wenn ihnen der Vorgang nicht gefallen hat, haben sie sich gewehrt und in die Waden des Ausführenden gepickt. Das war ein würdiger Umgang mit Tieren, der heute verloren gegangen ist. Alles wird zu Gunsten des Profits zum Exzess getrieben, ob nun bei der Fleisch-„Produktion“ oder bei den Daunen. Reagiert wird doch von Firmen wie Ikea darauf nur, um Imagepflege zu betreiben und sich als Saubermann zu profilieren.

HELMUT STROBEL, Schriesheim