Bürokratie ist teuer

Verwaltungskosten der Krankenkassen enorm gestiegen. Ab 2004 Kopplung an die Einnahmen. Pharmaindustrie befürchtet Verluste

BERLIN taz/dpa/ap ■ Die Zahlen sind zwar seit Anfang des Jahres bekannt, sorgten aber gestern für Furore: 2002 sind die Verwaltungskosten der gesetzlichen Krankenkassen um 4,6 Prozent auf 8 Milliarden Euro gestiegen. Gleichzeitig bezweifelte der Chef der Barmer Ersatzkasse, Eckart Fiedler, dass sich die Krankenkassenbeiträge senken ließen, trotz der geplanten Zusatzbelastungen für die Patienten. In der Financial Times Deutschland wies er darauf hin, dass die Kassen ab 2005 die medizinischen Behandlungskosten für Pflegefälle übernehmen und dafür 1,5 Milliarden Euro aufwenden müssten. Zudem würde die Einführung der elektronischen Patientenkarte 2006 eine Milliarde Euro kosten. Klaus Theo Schröder (SPD), Staatssekretär im Gesundheitsministerium, konterte: Durch die Karte würden die Kassen allein bei der Rezeptabrechnung etwa 750 Millionen Euro jährlich sparen. Zudem verwies das Gesundheitsministerium auf den Konsens mit der Union: Ab 2004 dürften die Personalausgaben der gesetzlichen Kassen nur entsprechend der Einnahmen steigen; außerdem müssten sie ihre Verwaltungskosten öffentlich ausweisen.

Dieser Forderung nach Transparenz kommen einige Krankenkassen allerdings längst nach, so hat die Technikerkrankenkasse ihren Geschäftsbericht 2002 als Download ins Internet gestellt. Gleichzeitig baut die TKK 1.200 Stellen ab. Aber, so eine Sprecherin, „auch Rationalisierungen kosten zunächst Geld“.

Auch die Pharmaindustrie sieht schon einen Abbau von Arbeitsplätzen voraus. Die Geschäftsführerin des Verbands forschender Arzneimittelhersteller, Cornelia Yzer, bezeichnete das Konsenspapier von Regierung und Union gestern als „Frontalangriff“ auf die Forschung in Deutschland. Vorgesehen sind Festpreise für neue Präparate ohne zusätzlichen medizinischen Nutzen. Die Ausgaben für Medikamente ohne Festpreise waren in den letzten Jahren überproportional gestiegen.

Nach Ansicht der Hersteller wird die Entwicklung neuer Medikamente daher künftig weniger rentabel werden. Der Vorstandschef der Schwarz-Pharma AG, Patrick Schwarz-Schütte, bezifferte die voraussichtlichen Verluste für sein Unternehmen auf 10 Millionen Euro. Er kündigte den Abbau von 200 Arbeitsplätzen an. UH, AS

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