Palästina mitten unter uns

betr.: „Villa Ichon: Keine Antisemiten“, taz 18.07.03

Mit großer Empörung muss ich als Besucherin der eindrücklichen Fotoausstellung hören, dass die „Villa Ichon erstmals eine Veranstaltungsreihe abgebrochen hat“. Es ist ein unglaublicher Vorgang, dass der Film „Jenin, Jenin“ nicht gezeigt werden darf, ebenso wie der Reisebericht eines Referenten, der zweimal das besetzte Palästina besuchte.

Welch’ ein Demokratieverständnis haben die Förderer der Villa, wenn gesagt wird, man möchte nicht, dass dieser Nahostkonflikt, mit all seinen Schuldzuweisungen (?) hier zu Hause fortgesetzt wird. „Wie fern ist Palästina“ zeigt damit deutlich, dass Palästina nicht fern ist, sondern direkt und mitten unter uns. Kein Mensch, der auch nur minimal für Grundrechte und Frieden für alle Völker eintritt, kann so tun, als könne er die Situation in Palästina ignorieren.

Israel ist – weltweit gesehen – die einzige Macht, die ein Land und Volk völkerrechtswidrig unter Besatzung hält, es illegal besiedelt, Teile annektiert hat und zurzeit um den größten Teil von Westbank und Gaza eine riesige Mauer baut. Kein Volk braucht so dringend einen Frieden in Gerechtigkeit wie das palästinensische Volk. Wer gegen diese Politik und die Besatzung nicht seine Stimme erhebt, kann seine Stimme gar nicht mehr erheben bzw. wird unglaubhaft in allen anderen Dingen. Das Wort Frieden und Gerechtigkeit hat für ihn keine Bedeutung. Wie nah ist Palästina, wenn in der Villa Ichon verboten wird, über die berechtigten Belange des palästinensichen Volkes zu reden!

Brigitte Dottke, Hamburg