Nur noch Verfolger-Verfolger

Der FC St. Pauli bekommt von Greuther Fürth beim 0 : 3 (0 : 2) seine Grenzen aufgezeigt. Nach der ersten Heimniederlage können die Hamburger in Ruhe für ein weiteres Jahr zweite Liga planen

VON MARCO CARINI

Aufstiegsträume ade. Nach der ersten Heimniederlage der Saison hat der FC St. Pauli den Anschluss an die Spitze der Zweiten Fußballbundesliga verloren und findet sich auf Platz acht und damit im mausgrauen Mittelfeld der Spielklasse wieder.

Die Partie gegen den Tabellenzweiten SpVgg Greuther Fürth geriet vor 22.215 Zuschauern zur Lehrstunde: Mit 0 : 3 verloren die Hamburger auch in dieser Höhe verdient gegen einen in allen Belangen besseren Gegner. Der einstige Weltpokalsieger-Besieger ist damit derzeit nur Verfolger-Verfolger in Liga zwei.

Eine größere „individuelle Klasse vor dem Tor“ bescheinigte St. Pauli-Kapitän Fabio Morena dem Gegner, der mit dem Sieg seinen Aufstiegsplatz sichern konnte. Aus ihren ersten beiden Chancen machten die Fürther zwei Tore: Vor dem 0 : 1 schüttelte Stefan Reisinger seinen Gegenspieler Ralf Gunesch mit einer einfachen Körperdrehung ab. Gunesch blieb nur noch, den Fürther Stürmer bei seinem Lauf durch den Strafraum zu eskortierten. Vor St. Paulis Tor wartete Ivo Ilečević. In der achten Minute schob er Reisingers Pass aus zwei Metern Entfernung ins Tor.

Vor dem 0 : 2 verlor St. Pauli-Mittelfeldakteur Alexander Ludwig bei einem Einwurf seinen Gegenspieler Daniel Felgenhauer aus den Augen. Dessen ungehinderte Flanke fiel Reisinger direkt vor die Füße, so dass dieser keine Mühe hatte, den Ball nach einer halben Stunde über die Linie zu drücken.

Der FC St. Pauli hingegen ließ seine nicht minder guten Chancen sträflich ungenutzt. Nach einer Viertelstunde tauchte Rouwen Hennings ganz allein vor vor dem von Luboué gehüteten Tor auf, zog den Ball aber knapp vorbei. Als Florian Bruns kurz vor der Halbzeit mit einem von Biliškov an Trojan verursachten Foulelfmeter an Luboué scheiterte, war die Chance vertan, die Partie noch einmal spannend zu machen. „Der Knackpunkt des Spiels“, räumte Bruns nach dem Spiel selbstkritisch ein.

„Fürth hat uns gezeigt, wie man effektiven Fußball spielen kann“, versuchte FC-Trainer Holger Stanislawski die Niederlage zu erklären. „Zudem waren meine Jungs super nervös.“ In der zweiten Halbzeit erkämpften die Millerntor-Kicker zwar eine gewisse Feldüberlegenheit, doch Zählbares sprang erneut nicht heraus.

Die größte Chance vergab Fabian Boll, dessen Schuss Felgenhauer nach einer Stunde Spielzeit für seinen bereits geschlagenen Torhüter von der Linie kratzte. Als sich die Hamburger bereits aufgegeben hatten, stellte Reisinger zwei Minuten vor Schluss mit einem Kopfballtreffer den 0 : 3-Endstand her.

Jubel brandete am fast ausverkauften Millerntor nur einmal auf – als Linksverteidiger Florian Lechner nach anderthalbjähriger Verletzungspause in der 42. Spielminute für Andreas Biermann eingewechselt wurde, der sich die Schulter ausgekugelt hatte. Doch auch der quirlige Abwehrspieler, dem seine mangelnde Spielpraxis anzumerken war, konnte bei seinem Zweitligadebüt keine Wende einleiten.

Während Fürth zielstrebig und geradlinig nach vorn spielte, agierte St. Pauli oft umständlich und ideenlos, leistete sich zudem unnötige Ballverluste. „Eine absolut verdiente Niederlage“, räumte Stanislawski ein.

Statt den Abstand zu den Fürthern auf ein Pünktchen zu verkürzen, haben die Hamburger nun sieben Punkte Abstand auf den Tabellenzweiten. Statt vom Aufstieg zu träumen, heißt es nun: Klassenerhalt sichern und die neue Saison planen. Trojan und Ludwig von der Kreativabteilung haben ihre Verträge noch nicht verlängert. Beide zieht es in Richtung Bundesliga. Und da zieht der FC St. Pauli in diesem Jahr nicht mit.