unterm strich:
Die Ruhrfestspiele Recklinghausen stecken in einer tiefen Krise. Weil das traditionsreiche Festival in der ersten Spielzeit seines neuen künstlerischen Leiters Frank Castorf gut die Hälfte des Publikums verloren, war dem Intendanten der Berliner Volksbühne kurzerhand der Vertrag gekündigt worden. Die Gesellschafter der Ruhrfestspiele – die Stadt und der DGB – stehen vor einem Finanzloch von mindestens 700.000 Euro, und nun sollen auch „noch eine Menge unbezahlter Rechnungen“ aufgetaucht sein. Vor diesem Hintergrund wollen die Stadt, der DGB und das Land Nordrhein-Westfalen in Kürze erste Gespräche führen, sagte NRW-Kulturminister Michael Vesper, der sich „in erster Linie als Moderator“ zwischen den Gesellschaftern und Castorf sieht.
Vesper macht keinen Hehl daraus, dass er es für richtig gehalten hätte, Castorf eine zweite Chance zu geben. Das Land ist mit 1,2 Millionen Euro der größte Geldgeber der Ruhrfestspiele. Auch Gerard Mortier hat seine Meinung geäußert: Nach seiner Auffassung könnte allein eine Fusion mit der neuen RuhrTriennale die Festspiele aus der Krise führen. Beide Kulturfeste im Ruhrgebiet sollten künftig von einem gemeinsamen Aufsichtsrat geführt werden, so Mortier, der zuletzt beide Festivals als Intendant geleitet hat, bevor er sich aufgrund des Castrorf-Rauswurfs von den Ruhrfestspielen verabschiedete. Sinnvoll sei die Zusammenlegung der Organisation und Verwaltung beider Festivals unter ein Dach, meint Mortier. Ein eigener künstlerischer Direktor und ein festes Budget von 2 Millionen Euro müssten dafür sorgen, dass das Traditionsfestval „seinen eigenen Charakter und künstlerische Unabhängigkeit behält“, meinte der Kulturmanager, der in Kürze die Leitung der Pariser Oper übernimmt.
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