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Archiv-Artikel

Ein Hoch auf Michaela

Nicht Angela, Doris oder Sabine, nein, Michaela ist zurzeit die stärkste Frau Deutschlands. Ihrer Standhaftigkeit verdanken wir die Affenhitze. Und Michaela lässt uns weiter schwitzen. Wie schaffen wir es, trotzdem cool zu bleiben? Aktuelle Tipps der taz

Zahlen Sie Gewerbesteuer

Ihrer Gemeinde können Sie damit einen großen Dienst erweisen. Die Grünanlagen können wieder ausreichend bewässert werden, in den Freibädern ist wieder genügend Wasser. Denn bis die Gemeinden wieder Geld in den Kassen haben, ist der letzte Baum mit Sicherheit verdorrt.

Fahren Sie Ihr AKW herunter

Die Wassertemperaturen der Flüsse sind erhöht. Und die Vorschrift verbietet es Ihnen, die Wassertemperatur durch das vom Kraftwerk eingeleitete Kühlwasser auf mehr als 30 Grad zu erhöhen. Also: Runterfahren! Nur nebenbei: Damit sorgen Sie unter Umständen auch dafür, dass es nicht noch wärmer wird.

Arbeiten Sie im Schneckentempo

Denn das ist erlaubt. „Bei besonders hohen Temperaturen kann die Arbeitsgeschwindigkeit angepasst werden“, sagte gestern ein Sprecher des Bundesarbeitsgerichts. Nicht erlaubt ist dagegen, die Arbeit wegen der Hitze ganz zu verweigern. Der Arbeitgeber ist nur verpflichtet, die Räume so einzurichten, dass der Arbeitnehmer „gegen Gefahr für Leben und Gesundheit“ geschützt ist“.

Finger weg von Autos und Zügen

Lassen Sie Ihr Auto in der Garage. Zwar ist seit 1999 das Fahrverbot aufgehoben, doch ändert das nichts daran, dass Sie an der Ozonbildung mitwirken. Fahren Sie Zug nur unter Vorbehalt: Vor allem in den neuen ICE-3-Zügen gibt es Probleme mit den Klimaanlagen. Auf der Strecke zwischen Lauenburg und Lüneburg haben sogar verformte Gleise zu Behinderungen geführt.

Bauen Sie sich eine indianische Schwitzhütte

Folgen Sie der Tradition von Sun Bear (1929–1992), einem Medizinmann der Chippewa-Metis. Denn dort, in der Hütte aus Weidenruten und Wolldecken, gelten folgende Gesetze: „Wenn es dir zu heiß wird, darfst du rausgehen. Andererseits ist es gut, Grenzen auch mal zu überschreiten. Vermutlich wirst du in der Dunkelheit nicht mehr wissen, wo der Eingang ist. Sag dann einfach laut ‚Ich möchte die Hütte verlassen‘.

Stellen Sie die Ohren auf Durchzug

Wenn Politiker wieder einmal Blech daherreden, wenn eine Flut an Dummheiten aus dem Fernsehgerät sprudelt, wenn aufgeblasene Beutel Wind machen – nicht gleich loswettern! Nicht sofort erhitzen! Stellen Sie einfach die Ohren auf Durchzug. Lehnen Sie sich zurück, öffnen Sie sachte die Muscheln und halten Sie die Lauscher in die Brise. Plötzlich weht ein frischer, kühlender Wind in Ihrem Kopf.

Servieren Sie jemanden eiskalt ab

Alle großen Duelle fanden unter der sengenden Sonne statt: Rom gegen Karthago, Rommel gegen Montgomery, Pat Garrett gegen Billy the Kid. Auch Sie haben selbstverständlich Feinde. Halten Sie sich an die historischen Vorbilder, an Paten und andere Rächer. Servieren Sie jetzt eiskalt Ihren größten Feind ab. Nach der Hitze des Gefechts wird ein angenehm kühlender Schauder des Glücks ihren Rücken hinablaufen.

Obduzieren Sie in der Früh

Rechtsmedizinische Abteilungen, die über keine Klimaanlagen verfügen, sollten zwingend in den kühleren Morgenstunden arbeiten. „Bei der Hitze“, sagte der Leiter des Rechtsmedizinischen Instituts der Uni Leipzig, „verändern sich die Leichen schneller, das erschwert die wissenschaftliche Beurteilung.“ Wer keine Leiche werden will, trinkt ausreichend, nimmt kalte Arm- und Beinduschen und packt den Pyjama in den Freezer.

Holen Sie Ihren Aal aus dem Rhein

Zu Hause im Aquarium ist er besser aufgehoben. Grund: Die Rotseuche ist ausgebrochen. Am Rhein und am Bodensee bedroht sie den gesamten Fischbestand. Die Hitze, der niedrige Wasserstand und der geringe Sauerstoffgehalt des Wassers hätten zum Ausbruch der Rotseuche geführt, sagte der Geschäftsführer des Landesfischereiverbands Baden in Freiburg, Ingo Kramer. Wie viele Aale bereits gestorben seien, könne er nicht abschätzen.

Treiben Sie es im Freien!

Es ist heiß. Und Sie sind wild. Machen Sie was draus. Ficken Sie auf dem Balkon. Machen Sie Liebe im Wald. Fallen Sie übereinander her nachts bei Mondschein auf einem Steg. Bumsen Sie im Stadtpark. Lecken Sie am Bahnsteig. Knallen Sie im Paddelboot. Blasen Sie auf dem Rasen. Aber immer: Ordentlich Gummi geben!