Arbeitslose vermehren sich auch im Sommer

Noch mehr Menschen in Berlin ohne Job. Arbeitslosenquote jetzt 18,3 Prozent. 30.000 Jugendliche suchen Ausbildung

Im Juli hat die Zahl der Arbeitslosen in Berlin um 39.635 zugenommen. Damit waren zum Monatsende insgesamt 309.924 Personen arbeitslos. Die Arbeitslosenquote beträgt nunmehr 18,3 Prozent, 0,2 Prozentpunkte mehr als im Vormonat. Vor einem Jahr lag sie noch bei 17 Prozent. Insgesamt stieg im Juli die Zahl der Arbeitslosen in der Region Berlin-Brandenburg auf 563.760 Erwerbslose. Das waren 7.038 mehr als Ende Juni und rund 35.500 mehr als vor einem Jahr.

Arbeitsamtspräsident Rolf Seutemann führte den Anstieg auf die nach wie vor allgemein schwache Konjunktur zurück. Von der Wirtschaft strömten keine Impulse auf den Arbeitsmarkt. Auch saisonale Einflüsse wie der Ferienbeginn und Entlassungen zum Quartalsende machten sich bemerkbar. Überdurchschnittlich sei die Arbeitslosenmeldung von Schulabgängern und Jugendlichen unter 25 Jahren angestiegen.

Gleichzeitig, so der Arbeitsamtschef, hätten erheblich mehr Menschen ihre Arbeitslosigkeit beendet und sich selbstständig gemacht als im vorigen Jahr. Hier mache sich das Förderinstrument „Ich-AG“ positiv bemerkbar. Seutemann räumte jedoch ein, dass die so genannten Personal Service Agenturen „noch nicht so eingeschlagen haben“. Besorgt äußerte er sich, dass noch immer rund 30.000 Jugendliche in der Region Berlin-Brandenburg einen Ausbildungsplatz suchten.

Auch Wirtschaftssenator Harald Wolf (PDS) appellierte daher „dringend“ an alle Berliner UnternehmerInnen, mehr Ausbildungsplätze zu schaffen. Wolf erklärte zudem, dass der Anstieg der Arbeitslosenzahlen etwas geringer ausgefallen sei als saisonüblich. Routinemäßig fügte der Senator hinzu, dass es „weiterhin zentrales politisches Ziel des Senats bleibe, die Rahmenbedingungen für den Wirtschaftsstandort so zu verbessern, dass mehr dauerhafte Arbeitsplätze entstehen“.

Um diesem Ziel Nachdruck zu verleihen, forderte Grünen-Fraktionschefin Sibyll Klotz, existierende Sonderprogramme für die Schaffung zusätzlicher sinnvoller Arbeitsplätze zu nutzen. Als „blanken Zynismus“ angesichts von 309.924 Arbeitslosen kritisierte die grüne Arbeitsmarktexpertin die Verschärfung von Sanktionen gegen angeblich „Arbeitsunwillige“.

Eine Erhöhung des Drucks auf Erwerbslose, die in den Entwürfen zu Hartz III und IV vorgesehen sei, mache nur Sinn, wenn auch Arbeitsangebote zur Verfügung stünden. In Berlin gehe es darum, für Langzeitarbeitslose und Sozialhilfeempfänger zusätzliche Beschäftigungs- und Qualifizierungsangebote zu schaffen. AW