: Das Schmunzeln fällt schwerer
betr.: „Zwang zum Bekenntnis“, Kommentar von Philipp Gessler, taz vom 7. 2. 09
Gibt es in dieser Zeitung bereits eine christliche Kirchenredaktion, der es um die „guten“ Kirchen geht und zu deren Verteidigung sie sich verpflichtet sieht (siehe „Austrittsseite“ am 6. 2. 09)? Wie ist es zu erklären, dass wertvolle Kommentarspalten (Gessler) dafür genutzt werden, den Leser/innen mitzuteilen, dass man es als „Schisma“-Befürworter für bedeutsam hält, ob irgendwelche Bruderschaften, bestehend aus „exkommunizierten ‚Bischöfen‘“, „das Konzil“ (!?) anerkennen oder nicht? Auch wird es in derselben Ausgabe (Kerneck) für zentral gehalten, darauf hinzuweisen, dass Darwins Erkenntnisse aus dessen eigener Sicht „nicht zwingend“ gegen „Gott“ (welchen?) sprächen. Was soll damit gesagt werden? Vor einigen Wochen wird dem Leser mitgeteilt, dass eine evangelische Landeskirche vor allem in der „Dreifaltigkeit“ (?!) das Hindernis sieht, gemeinsam mit Muslimen zu beten.
In derselben Ausgabe tituliert Helmut Höge in einem Schmähartikel den Religionskritiker Richard Dawkins als „arme Sau“, der Wesentliches nicht verstanden habe, und zeichnet seinen Artikel als evangelisches Kirchenmitglied, das aber nur unregelmäßigen Kirchgang aufweist. Was soll durch dieses private Bekenntnis ausgedrückt werden? Ist das jetzt häufiger und auch von anderen zu erwarten? Dawkins’ lesenswerte und unterhaltsame Aufforderung an alle, sich doch mal genauer die Inhalte der Glaubenssätze anzusehen, scheint eine unbotmäßige Provokation, die Diffamierung legitimiert. Höge, Gessler und auch Rudolf Walther lassen in ihren Artikeln immer wieder durchblicken, dass die „letzten Fragen“ aus ihrer Sicht eigentlich von „Laien“ nicht kompetent zu beantworten sind und dass man diese besser entsprechend ausgebildeten Fachexperten überlässt – zu denen sie sich zählen.
Jedenfalls fällt das Schmunzeln immer schwerer – gerade in Anbetracht der Diskussion über die vatikanisch wieder hoffähig gemachte „Holocaust-Leugnung“. JOHANNES SCHÄDLER, Marburg