: Arbeit statt Mariä Empfängnis
In der Debatte um längere Arbeitszeiten wollen jetzt Politiker Feiertage abschaffen. Vor allem Bayern wehrt sich dagegen. Alle Parteien gegen 50-Stunden-Woche
HAMBURG/STUTTGART dpa/taz In der Diskussion um längere Arbeitszeiten in Deutschland wird jetzt auch über eine mögliche Streichung von Feiertagen gestritten. Führende Politiker von Union und FDP sprachen sich am Wochenende dafür aus, die Zahl der Feiertage in Deutschland auf ein einheitliches Niveau zu reduzieren. Betroffen davon wären vor allem Arbeitnehmer in Süddeutschland, wo es derzeit noch die meisten Feiertage gibt. So wird Mariä Empfängnis nur im Freistaat Bayern und im Saarland als Feiertag begangen.
Der Kieler CDU-Landeschef Peter Harry Carstensen sagte in der BamS, Deutschland brauche eine einheitliche Feiertagsregelung nach dem Modell der nördlichen Bundesländer. FDP-Parteivize Rainer Brüderle bezeichnete die Angleichung auf niedrigerem Niveau „als letztes Mittel“, falls sich Arbeitgeber und Gewerkschaften nicht auf eine Verlängerung der Wochenarbeitszeiten einigen sollten.
Die CSU zeigte sich wenig begeistert von der neu entfachten Debatte um die Feiertage. CSU-Generalsekretär Markus Söder wies die Vorschläge für eine Streichung zurück. „Wir lassen an den Feiertagen in Bayern nicht rütteln, unsere Feiertage sind tabu, sie gehören zu unserer Kultur“, sagte er gestern.
Forderungen nach einer generellen Verlängerung der Wochenarbeitszeit und weniger Urlaub stießen aber auf breite Ablehnung. Kanzler Schröder (SPD) sprach sich gegen eine Verlängerung der Arbeitszeit aus. Er sagte, es mache „keinen Sinn, eine bestimmte Stundenzahl zu ideologisieren“. CDU-Chefin Merkel lehnte eine 50-Stunden-Woche ab, sagte jedoch: „Ich bin der festen Überzeugung, dass die meisten Menschen bereit sind, ein oder zwei Stunden in der Woche länger zu arbeiten, wenn dadurch ihr Arbeitsplatz sicherer wird.“ CSU-Chef Stoiber sagte: „50 Stunden ohne Lohnausgleich ist eine Übertreibung.“ Die 40-Stunden-Woche, die Siemens und IG Metall vereinbart haben, sei aber eine „richtige Antwort“.
IG-Metall-Chef Jürgen Peters kündigte jedoch Widerstand an. „Wir werden die 35-Stunden-Woche erfolgreich verteidigen“, sagte er in einem Interview der Neuen Osnabrücker Zeitung.
Derweil steht dem Automobilkonzern DaimlerChrysler im Streit mit dem Betriebsrat um Einsparungen in Millionenhöhe und die Einführung der 40-Stunden-Woche turbulente Tage bevor. Der Konflikt erreichte am Samstag einen ersten Höhepunkt, als 12.000 Beschäftigte im Werk Sindelfingen ihre Arbeit nicht antraten und es zu Produktionsausfällen kam.