Tricksen um den gelben Sack

Abfallunternehmen der Region fühlen sich vom Konkurrenten Rethmann betrogen. Der soll durch Schein-Kooperationen Insider-Informationen gewonnen und diese unredlich genutzt haben

VON KLAUS JANSEN

Die Angst geht um bei den kommunalen Abfallentsorgungsbetrieben der Region. Das große Schreckgespenst: Die Rethmann Entsorgungs AG, beheimatet im kleinen Lünen und Global Player im Müllgeschäft. Grund für die Angst: Das Unternehmen hat sich im Kreis Unna in der Ausschreibung für das Einsammeln und Sortieren der so genannten „gelben Säcke“ für die kommenden drei Jahre gegen eine Arbeitsgemeinschaft kommunaler Entsorgungsbetriebe durchgesetzt – mit schmutzigen Tricks und unter Einsatz von Insider-Informationen, heißt es in Kreisen der Unterlegenen.

Das Szenario ist kompliziert: Gemeinsam angetreten um die Lizenz für den Kreis Unna war eine Arbeitsgemeinschaft aus den kommunalen Entsorgungseinrichtungen des Kreises Unna und der Städte Schwerte und Fröndenberg. Diese einigten sich in Subunternehmerverträgen mit den Firmen Rethmann und Welge, eine Tochter der Entsorgung Dortmund GmbH (EDG) darauf, das Geschäft mit den gelben Säcken im Kreis gemeinsam zu regeln. Man erarbeitete eine gemeinsame Kostenkalkulation und ein Angebot für das Duale System Deutschland (DSD). Zentraler Punkt der Vereinbarung: Man verzichtete als Einzelunternehmen darauf, ein Konkurrenzangebot abzugeben. So steht es zumindest in einem Schreiben von Reinhold Weber, Geschäftsführer der kommunalen Gesellschaft für Wertstoff- und Abfallwirtschaft Kreis Unna (GWA), das der taz vorliegt.

Das schöne Szenario platzte: Rethmann, anscheinend mit der Subunternehmerrolle nicht zufrieden, gab ein billigeres Konkurrenzangebot ab – und bekam den Zuschlag. Für Weber, so heißt es in dem Schreiben, ein „unredliches Verhalten.“ Denn Rethmann kannte durch die zuvorige Zusammenarbeit die genaue Kostenkalkulation der Konkurrenz. Die Kooperation, so Weber in dem Schreiben, nichts als „Täuschungsmanöver“, eine „bewusste Irreführung der Konkurrenz?“ Rethmann streitet ab. Es habe schließlich keine richtige Arbeitsgemeinschaft gegeben, ein Verzicht auf das eigene Angebot erst recht nicht.

Doch Rethmann steht nicht nur in Unna in der Kritik: Auch im Vergabeverfahren in Bochum hat das Unternehmen die besten Karten. Bislang teilte man sich dort die Entsorgung mit dem städtischen Umweltservice Bochum (USB). Nach taz-Informationen wollten sich Rethmann und die USB die Arbeit in der Stadt teilen: USB sollte einsammeln, Rethmann sollte sortieren. doch auch hier kam es anders: Rethmann bewarb sich für beide Arbeiten, die USB schaut in die Röhre. 30 Jobs sind gefährdet, Vertreter des Unternehmens fühlen sich hintergangen. Für Rethmann unverständlich: „Es war klar, dass wir konkurrieren. Es hat nie Absprachen gegeben“, sagt Jürgen Maute, Geschäftsführer der Rethmann Region West.

Die Angst der kommunalen Versorger vor Rehtmann erreicht auch Dortmund: Glaubt man der Position der Rethmann-Kritiker, dann kennt das Unternehmen die Kostenkalkulation der EDG genau. Und dürfte keine Mühe haben, es zu unterbieten – vielleicht ja um genau einen Euro.

Die Kritker des privaten Müllschluckers sehen dabei noch lange nicht das Ende der Fahnenstange: „Rethmann wird den Druck auf die kommunalen Entsorger so lange erhöhen, bis sie privatisiert werden und man sie sich einverleiben kann“, heißt es. Langsam wächst die Angst im regionalen Müllgeschäft zur Panik.