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Archiv-Artikel

Senatorsuche nach Perschaus Rücktritt

Aus gesundheitlichen Gründen ist der CDU-Bürgermeister und Wirtschaftssenator zurückgetreten. Bei der Suche nach einem Nachfolger wird sich zeigen, ob Innensenator Röwekamp oder Bausenator Eckhoff das größere Standing in der Partei hat

Bremen taz ■ Die Bremer CDU sucht einen Nachfolger für den gestern aus gesundheitlichen Gründen aus dem Senat geschiedenen Hartmut Perschau (CDU). Unerwartet habe der seit längerem schwer erkrankte Perschau ihm am Montag mitgeteilt, dass er von seinem Amt als Bürgermeister sowie als Wirtschafts-, Häfen- und Kultursenator zurücktreten wolle, teilte CDU-Landes-Chef Bernd Neumann gestern mit. Weil der Rücktritt ausschließlich aus persönlichen Gründen erfolgt sei, habe es keinen Anlass gegeben, ihn zu überreden, so Neumann, dem die Betroffenheit anzusehen war. „Da war ich sprachlos. Wir hatten gedacht, wir könnten weiter mit ihm rechnen.“

Die CDU war offensichtlich so überrascht von dem Zeitpunkt des Rücktritts – über den schon seit längerem spekuliert worden war –, dass sie die Nachfolge noch nicht geregelt hat. „Wir wollten keinen Schnellschuss“, sagte Neumann. Deshalb sei auch noch niemand aus dem Urlaub zurückbeordert worden. Auf einer Sitzung des CDU-Landesvorstands am 26. August soll die Frage nach der Übernahme von Perschaus Ämtern entschieden werden, damit der Landtag bei seiner ersten Sitzung nach der Sommerpause am 8. September darüber abstimmen kann. Bis dahin wird das Wirtschaftsressort kommissarisch von Innensenator Thomas Röwekamp (CDU) und das Wirtschaftsressort von Bausenator Jens Eckhoff (CDU) geleitet.

Konkrete Überlegungen wollte Neumann nicht preisgeben, dafür sei es zu früh. Er deutete an, dass die Möglichkeiten der Auswahl zurzeit sehr begrenzt seien. Die „Mischung aus Erfahrung und Jugend“ in Partei und Fraktion erleichtere die Suche nicht. Er selbst stehe als Senator nicht zur Verfügung, stellte Neumann klar, der am Wochenende sein 25-jähriges Jubiläum als CDU-Landeschef gefeiert hatte. Es sei denkbar, dass der oder gar die Neue – „es gibt keine Tabus“ – nicht automatisch Bürgermeister werde. In diesem Fall müsste zwischen den konkurrierenden Senatoren Eckhoff und Röwekamp entschieden werden. Überlegungen, das Kulturressort wieder einem anderen Senator zuzuschlagen, gebe es seines Wissens nach nicht, sagte Neumann. „Und ich weiß in der Regel alles.“

Da Perschau sein Abgeordneten-Mandat behalten will, müsste gegebenenfalls ein CDU-Parlamentarier (Michael Bartels) wieder ausscheiden – es sei denn, ein anderer CDU-Abgeordneter würde in den Senat aufrücken, doch danach sieht es momentan nicht aus. Zur Auswahl stünden etwa der Fraktionsvorsitzende Jörg Kastendiek oder Wolfgang Schrörs, seit 1987 Mitglied der Bremischen Bürgerschaft und immerhin sowohl Wirtschafts- als auch Kultur-Deputierter.

Perschaus Rücktritt wurde gestern von Senatskollegen, dem Parlament, Parteien und der Handelskammer bedauert. „Für seine Entscheidung habe ich hohen Respekt, für seine bisherige Arbeit für Bremen danke ich herzlich“, so der regierende Bürgermeister Henning Scherf (SPD). Perschau gehörte dem Senat seit 1995 an, dem ersten Jahr der großen Koalition. E. Bruhn