: Das Straßenbild
Die Reklamerezension. Heute: Marke Mitesser
So eine leckere Pizza, die Erzbischof Takt da hat. Hm, schnell mal ein Stückchen stibitzen. Und Recht hat seine Exzellenz: Wer sich so ein herrliches Retortenessen leisten kann, der braucht auch nix anderes mehr in seiner Tüte. Und schon gar keinen Lümmel. Nicht weil man es lieber ohne Tüte machen würde, nein, so auch nicht. Sondern weil man es lieber gar nicht macht. Wo es doch Tiefkühlpizza gibt.
Sollte es mal gar nicht anders gehen und auch italienische Grundnahrungsmittel versagen, dann betet man eben schnell zur Hl. Agnes, der Schutpatronin der Keuschheit und, pfffzzz, ist die heiße Luft wieder raus aus dem vorlauten Ding, und in eine Tüte passt der schlaffe Fetzen dann sowieso nicht mehr. Ist die Steifheit abgeklungen, dann, schwupps, wieder ran an die Pizza – seine Exzellenz Achtung guckt grad nicht! Noch schnell ein Dankgebet zum Hl. Antonius von Padua, dem Verantwortlichen für den Teig, das nächste Stückchen verschlungen und dann: Fettfinger abschlecken! Hhmmm!
Völlerei ist ja auch eine weniger tödliche Todsünde als Wollust. Apropos: Jetzt gibt es ja auch eine neue Todsünde. Eine Art Apokryphe. An die Ordensschwester oder gar andere Mädels durfte man ja von Anfang an nicht ran. Klar. Aber sich gegenseitig einen in die Tüte schieben – na, das ist ja jetzt nun ganz und gar böse. Sozusagen eine achte Todsünde, die Gott wohl bislang nur immer so unter ferner liefen erwähnt hatte, die aber jetzt Kardinal Ratzinger endlich mal für ihn auf den Punkt gebracht hat. Schließlich hat Gott die Welt und den Menschen ja selbst geschaffen und darf auch darüber bestimmen. Wer das Spiel kaputtmacht, indem er sich nicht an die Regeln hält – bitte schön, der kann ja gehen. Na, na, jetzt nicht so beleidigt abziehen. Wir wären ja bereit, alle zu akzeptieren, „die an dieser Anomalie leiden“, ehrlich, so wahr ich Erzbischof Mitleid bin. Wenn sie sich zurückhalten. Und jetzt her mit der kleinen Pizza. Lecker, lecker! JUL