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Archiv-Artikel

Rot-Grüne Eigeninitiative für Felder, Wald und Moor

Im schleswig-holsteinischen Kreis Pinneberg gehen Polizei und Feuerwehr wegen der Brandgefahr gemeinsam auf Patrouille

Borstel-Hohenraden taz ■ „Auf diese Idee ist noch keiner gekommen, das ist uns gestern so eingefallen“, sagt der Vize-Inspektionsleiter der Polizei im Kreis Pinneberg, Uwe Kleinig. „Die Feuerwehr war sofort Feuer und Flamme, und nun wird es am Wochenende umgesetzt.“ Polizei und Feuerwehr nehmen ab sofort gemeinsame Streifen- und Patrouillenfahrten vor, um die Brandgefahr in der felder-, wald- und moorreichen Region im südlichen Schleswig-Holstein einzudämmen. Fast 100-mal hat es in dem Bundesland seit Ausbruch der Hitze gebrannt, mehr als eine Million Quadratmeter Fläche waren davon betroffen.

Die Bilder aus Portugal und Spanien hatten den Funken zur Kooperation gelegt, zumal die Region durch den Flächenbrand im Quickborner Hollmoor zu Ostern bereits gebeutelt ist. „Brände wie in Portugal sind zwar ausgeschlossen, weil es keine zusammenhängenden Wälder gibt“, konstatiert Kreisfeuerwehrführer Joachim Glißmann, „aber aufgrund der Trockenheit und der Hitze besteht Alarmstufe vier – also hohe Feuergefahr.“

Warum also jeweils ein grüner und ein roter Wagen auf Streife, wenn durch eine gemeinsame Besatzung die Präsenz der Patrouillen erhöht werden kann, dachten sich die Feuerschützer. „Durch die Anwesenheit eines Polizisten auf dem Löschwagen und andersrum sind sowohl Fachkunde als auch Vollzugsmöglichkeiten durch Bußgelder gegeben“, sagt Kleinig: „Und wenn es keine Einsicht gibt, dann gibt‘s noch eins drauf.“

50 Freiwillige Feuerwehren im südlichen Schleswig-Holsteins sowie die im Rahmen ihres Vollzugsdienstes eingesetzten 350 StreifenpolizistInnen werden an der Wochenendaktion teilnehmen. „Dafür bedarf es keines Einsatzbefehls“, brüstet sich Kleinig. Denn ohnehin sind in diesen heißen Zeiten alle BewohnerInnen der Region auf Feuerschutz geeicht. So haben Bauern ihre Güllewagen gesäubert, um notfalls als Löschwagen eingesetzt zu werden. „Ein Güllewagen kann mehr Wasser aufnehmen als ein Tanklöschfahrzeug“, erläutert Glißmann. Auch eine improvisierte Luftüberwachung gibt es jetzt. „Der Tower des Flughafen Uetersen hat alle Piloten angewiesen, Rauchsäulen zu melden“, betont Kleinig: „Wenn wir den Polizeihubschrauber aus Hamburg einsetzen würden, wird das teuer.“

Die rot-grünen Streifen verstehen sich als Präventiveinheit. „Es werden Bereiche angefahren, in denen oft Partys stattfinden oder gegrillt wird.“ Es werde darauf geachtet, dass keine Katalysator-Autos auf Feldern parken oder Kippen und Glas weggeworfen werden: „Aus der Flasche wird schnell ein Brennglas.“ Feuerwachen zur Vermeidung von Brandstiftungen zwecks Baulandgewinnung – in Portugal Ursache einiger Waldbrände – gibt es nicht. Glißmann: „So etwas können wir hier ausschließen.“ KAI VON APPEN