Menschen brauchen Einkommen

betr.: „Pharaonen von heute“ von Sibylle Tönnies, taz vom 9. 2. 09

Die Behauptung, es sei „objektiv vernünftig“, die Arbeit zu (ver-)teilen, wenn sie ein knappes Gut wird, ist weder objektiv noch vernünftig. Diese Aussage ist geradezu erschreckend unanalytisch.

1. Arbeit ist kein lebenswichtiges Gut, welches verteilt werden muss – wir brauchen keine Arbeit zum Leben, wir brauchen ein Einkommen. Das eine hat mit dem anderen erst mal nichts zu tun. 2. Wenn Arbeit vom Staat verteilt wird, dann nennt man das System Sozialismus, dieses Arbeitsverteilungssystem ging in diversen Varianten bereits zugrunde. 3. Im Prinzip kann nur standardisierte Arbeit verteilt werden, je mehr Eigenleistung an Intelligenz, Kreativität und Innovation Teil einer Arbeit ist, desto weniger ist sie teilbar, auch wenn man teilen will. 4. Eine Gesellschaft, die Arbeit zum „knappen Gut“ stilisiert und verteilen würde wie Lebensmittelmarken, ginge sozial und wirtschaftlich zugrunde, weil u. a. in dieser Perspektive jegliches Innovationspotenzial im Keim erstickt. Wir brauchen alle keine Waschmaschinen, sondern saubere Wäsche; wir brauchen keine Arbeit, sondern ein Einkommen – man muss das analytisch im Kopf mal trennen können, um adäquate, kreative Problemlösungen zu finden, anstatt historisch überholte Totgeburten zur Welt zu bringen. ANDREAS HÖRMANN, Frankfurt am Main

Die Redaktion behält sich Abdruck und Kürzen von LeserInnenbriefen vor. Die veröffentlichten Briefe geben nicht unbedingt die Meinung der taz wieder.