: NRW FILMTIPP DER WOCHE
Die italienische Familie gilt als mustergültige Institution. Doch die Filmemacherin Cristina Comencini blickt in ihrem neuen Spielfilm „Der schönste Tag in meinem Leben – Il più bel giorno della mia vita“ (Italien 2002) unter die Oberfläche dieser scheinbar heilen Welt. Mit Humor und Gefühl erzählt sie von einer sich auflösenden Großfamilie. Aus der Sicht der kleinen Chiara (Maria Luisa de Crescenzo) zeigt sie den Untergang. Die Verwandtschaft steckt in den Vorbereitungen zu Chiaras Erster Heiliger Kommunion. Man trifft sich auf dem alten Familienanwesen. Dort lebt aber nur noch Großmutter Irene (Virna Lisi). Für sie sind die Zusammenkünfte immer ein großes Ereignis. Gerne schwadroniert sie von den tugendhaften Werten einer eigenen Familie. Doch die Sippschaft kommt nur noch selten zusammen. Sara (Margherita Buy), die älteste Tochter, verbringt die Abende lieber allein zu Hause. Sie behütet ihren pubertierenden Sohn Marco. Erst ein unbekannter Anrufer, der sich verwählt hat, reißt sie aus ihrer dumpfen Lethargie. Rita (Sandra Ceccarelli) scheint als Einzige ein normales Familienleben zu besitzen. Sie führt eine perfekte Ehe, mit Haus und zwei Töchtern, eine davon ist Chiara. Doch der äußerliche Schein trügt auch hier. Die Beziehung zu ihrem Mann Carlo (Marco Baliani) steckt in einer Krise. Heimlich trifft sie sich mit einem Liebhaber. Irenes jüngster Sohn, Claudio (Luigi Lo Cascio), versucht in die Fußstapfen seines verstorbenen Vaters, eines bekannten Anwalts, zu treten. Wie zufällig nimmt auch sein Freund Luca (Marco Quaglia) am großen Essen teil. Dabei ist Claudios Homosexualität immer noch ein Geheimnis vor der ganzen Familie. Im Laufe des Familienfestes eskaliert die Stimmung und die Konflikte werden deutlich. Doch das Ende ist auch eine Erlösung. Die italienische Filmemacherin und Autorin Christina Comencini schildert ihr Porträt einer Großfamilie mit viel Situationskomik und wirft einen unsentimentalen Blick auf die Menschen und ihre Sehnsüchte nach Liebe und Begierde. Die Tochter des bekannten Regisseurs Luigi Comencini erhielt für ihren Film „Der schönste Tag in meinem Leben“ den großen Preis beim Montreal Film Festival 2002. STEFAN ORTMANN
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