: Millionen von Euro in Luft aufgegangen
Zoll verbrennt 33 Millionen Schmuggelzigaretten. Geschätzter Steuerschaden: Neun Millionen Euro
Bremerhaven taz ■ Da lacht das Nichtraucherherz! Rund 33 Millionen Zigaretten hat das Hauptzollamt Bremen gestern in der Müllbeseitigungsanlage der Bremerhavener Entsorgungsgesellschaft mbH (BEG) verbrennen lassen. Die Markenfälschungen – darunter Benson&Hedges, Marlboro und Stuyvesant – hatten Zollbeamte auf Schiffen aus Südamerika und China im Bremerhavener Containerhafen aufgespürt. Die Schmuggelware hätte in verschiedene EU-Länder weiter verschickt werden sollen. „Das war nur die Beute aus den letzten Monaten“, sagt Dieter Ansorge, Sprecher des Hauptzollamtes Bremen.
Der Berg Glimmstengel – übereinandergestapelt hätte er das Format eines größeren Einfamilienhauses –, tritt kurz vor dem Schlund eines Verbrennungsofens der BEG noch einen letzten pressewirksamen Weg auf den Hof an. Von dort aus hebt der Bagger die aufgeplatzten Stangen mit einem Greifer in den Ofen. Gut gelaunte Zollbeamte fegen die letzten Schachteln zusammen. Keine Stunde – und die Zigaretten sind in Rauch aufgegangen.
„Mir ist bei diesen Geschichten immer ganz schön mulmig“, sagt Hauptwachtmeister Jürgen van Almelo von der Vollstreckungsstelle Nordhorn des Hauptzollamts Osnabrück. Er ist extra angereist, um die Verbrennung zu beaufsichtigen. Die Schmugglerszene sei extrem gefährlich. Die Transporte zu Verbrennung würden deshalb streng bewacht.
Zwei Einsatzfahrzeuge des Zolls haben jeden der fünf 40-Tonnen-Container auf dem Weg vom Freihafen zur BEG begleitet. Um einen solchen Containertransport zu gefährden, müssten zwar „ganz schöne Geschütze“ aufgefahren werden, sagt Amelo. „Aber auch darauf müssen wir vorbereitet sein.“
Demnächst werden die leeren Container ihrem eigentlichen Bestimmungsort zugeführt. Den Abholer in irgendeinem EU-Land werden dann zwei Überraschungen erwarten: ein leerer Container und der Ermittler der örtlichen Zollbehörden.
Immer wenn der Zoll zuschnappt und der Staatsanwalt seine Zustimmung gibt, wandert die heiße Ware in den Bremerhavener Ofen. „Wir kratzen aber leider nur an der Spitze des Eisbergs“, bedauert Dieter Ansorge, Pressesprecher des Hauptzollamts Bremen. „Es gibt kaum Informanten. Wenn da einer erkannt wird, ist die Rübe ab“, so Ansorge. Das Hauptzollamt Bremen hat deshalb eine eigene „Ermittlungsgruppe Hafen“ eingerichtet. Die filzt Papiere auf Indizien. Bei auffälligen Deklarationen werden die Container genauer unter die Lupe genommen. Die Röntgenstrahlen der neuen Container-Prüfanlage bringen dann ans Licht, was hinter der Tarnladung – Duschköpfe oder Plüschteddys – wirklich steckt. So gehen dann doch immer wieder Fische ins Netz.
Gefälschte Zigaretten dürfen in Deutschland nicht in den Handel kommen. Sie entsprechen nicht dem Reinheitsgebot. Ansorge kann schlimmste Gerüchte als wahr bestätigen: Finger- oder Fußnägel, Haare oder andere Ekelstoffe tummeln sich in den gefälschten Zigaretten. „Wir haben auch schon Zigaretten mit Styropor und Nägeln gefunden.“
Der deutsche Fiskus trägt durch geschmuggelte Zigaretten den größten Schaden davon. Bei der gestern vernichteten Menge von 33 Millionen Zigaretten wären dem Bundesfinanzminister rund neun Millionen Euro Tabaksteuer durch die Lappen gegangen – wären sie auf dem hiesigen Markt gelandet. Die Fälscher verlieren mit jedem der fünf Container einen Reingewinn von gut einer halben Million Euro. DIANA BÖGER