Was richtig sauber ist

Wo Frauen zu Robotern gemacht werden, ist die Kastrationsangst nicht weit: Frank Oz hat den Horrorfilm „Die Frauen von Stepford“ (1975) neu gedreht, sich dabei aber zu wenig Mühe gegeben

VON ANDREAS BUSCHE

Schlimm genug, dass die aktuellen Hollywood-Stoffe sich oft an den Siebzigerjahren orientieren. Frank Oz' Remake des Feminismus-Klassikers „Die Frauen von Stepford“ geht noch einen verbotenen Schritt weiter. Mit seiner Titelsequenz begibt sich der Film kopfüber in die Fünfzigerjahre. In jener Dekade behauptete sich in amerikanischen Einfamilienhäusern ein letztes Mal der biologische Determinismus der Geschlechterrollenverteilung, und der blanke Stahl der Küchenarmaturen kündete vom Sturm und Drang der Eisenhower-Aufbruchsjahre. Nicht einmal Douglas Sirk wäre kaltschnäuzig genug gewesen, seine Figuren in so klinisch reine Soziotope zu verpflanzen. Doch die Retrozitathölle, in die sich Oz mit seinem Vorspann begibt, ist ein in sich geschlossener Ort, und zweifach gesicherte Ironiespitzen können den Weg aus der Selbstbezüglichkeit am allerwenigsten weisen.

Ganz willkürlich scheint das Set-Design in „Die Frauen von Stepford“ allerdings auch nicht gewählt. In den schlierenfrei-sauberen Oberflächen der mächtigen Einbauküchen spiegeln sich die sexual politics der Eisenhower-Ära schwach wider. Zunächst jedoch sieht alles noch ganz zeitgemäß aus: Nicole Kidmans Joanna Eberhart ist nicht mehr wie in Bryan Forbes’ Original aus dem Jahre 1975 eine freiberufliche Fotografin (die Frau, die sich ihr eigenes Bild macht, war im feministischen Diskurs der Siebziger ein wiederkehrender Topos), sondern macht nun in Massenmedien. Als hochrangige TV-Produzentin ist sie für eine geschmacklose Reality-TV-Show verantwortlich, die eines Tages tödliche Konsequenzen hat. Ein gehörnter Ehemann läuft während einer TV-Gala Amok, woraufhin der Sender Joanna feuert. Im schönen Connecticut, dessen makellose Abgezirkeltheit schon für Todd Haynes’ „Dem Himmel so fern“ als Hintergrundkulisse diente, ticken die Uhren etwas anders. Hier haben sich die Frauen in ihre Küchen zurückgezogen, während die Männer sich in sektiererischen Herrengesellschaften organisieren. Die Monstrosität dieser gated community spottet jeder Beschreibung. Verbündete findet Joanna nur in einer neurotischen Romanautorin (Bette Midler) und einem schwulen Architekten (Roger Bart).

Man kann Frank Oz nicht vorwerfen, dass das Geheimnis der Stepford-Frauen heute als weitgehend bekannt vorauszusetzen ist. Etwas mehr Mühe hätte er sich mit seinem Remake trotzdem geben können. Geheimnislos wie ein bereits entschlüsseltes Rätsel entfaltet sich die Geschichte vor dem Zuschauer. Als Ira Levins Roman „The Stepford Wives“ Anfang der Siebziger erschien, nährte sich die paranoide Wahnvorstellung von einer männlichen Gesellschaft, die ihre Frauen durch Roboter ersetzt, noch aus der Furcht vor einem bevorstehenden Matriarchat. Damals war die Frauenbewegung, ein Phänomen der Städte, gerade erst einige Jahre alt.

Die politischen Untertöne dieses reichlich kruden Paranoia-Textes haben im Laufe der Jahre (es gibt allein drei amerikanische TV-Remakes) verschiedene Stadien durchlaufen. In Oz' Version sind sie endgültig im Camp angekommen. So pastellfarben strahlen die Kleider der Frauen, so ironisch-überzogen sind die Gesten der Figuren, dass die Pathologie dieser verschwörerischen Gesellschaftsform sofort zum Vorschein kommt. Fast scheint es bei Oz, als müssten die Bewohner Stepfords nicht etwas verbergen, sondern als wollten sie ihre kleine pervertierte Welt zur Schau stellen.

Die neue Integrationspolitik hat den Bewohnern von Stepford im Jahr 2004 sogar ein schwules Paar beschert. Solange innerhalb der Männerbeziehung klar bleibt, wer sich mit der Rolle der Frau begnügt, wird ihnen von den Nachbarn bestätigt, habe man in Stepford auch Verständnis für ihre Form der Lebensgemeinschaft. Hier leistet sich der Film einige überraschende Spitzen in Richtung des schwulen Mainstreams.

Aber es nutzt alles nichts. Der betont alberne Ton des Films wird an einigen Stellen durch unverhohlen frauenfeindliche Neuerungen verschärft, die dem revisionistischen Showdown den Weg bereiten. Nach all den falschen Gefühlen kann man am Ende die Kastrationsangst schon an den schlechten Pointen erkennen.