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Archiv-Artikel

Tropische Nächte

Hitze stellt alles bisher Gemessene in den Schatten: 26,7 nächtliche Grad brechen Freiburger Rekord von 1957. Kühl ist’s nur auf der Zugspitze

BERLIN afp ■ Da das Jahrhundert noch so jung ist, ist es vielleicht voreilig, vom Jahrhundertsommer zu sprechen. Aber bislang bricht die Hitze alle Rekorde: In der Nacht zum Freitag verzeichnete der Deutsche Wetterdienst mit 26,7 Grad im Pfälzer Wald den höchsten Nachtwert, der jemals seit Beginn der Wetteraufzeichnung in Deutschland gemessen wurde. Damit wurde an der Station Weinbiet bei Neustadt der Freiburger Rekord von 26 Grad am 5. Juli 1957 gebrochen. Für den Beginn der Wetteraufzeichnung gibt es laut Wetterdienst kein einheitliches Datum. So wurde etwa in Frankfurt schon 1857 das Wetter aufgezeichnet, in Weinbiet seit 1953.

Die Wetterlage wird sich frühestens Mitte nächster Woche ändern: Dann zieht Dauerhoch „Michaela“ ab, ein Tiefdruckgebiet kann von der nördlichen Nordsee her kühlere Luft nach Deutschland bringen. Bis dahin muss tagsüber mit Werten bis haarscharf unter der 40-Grad-Marke gerechnet werden.

Angesichts der hohen Temperaturen erwartete das Umweltbundesamt für Freitag vor allem im Westen vielerorts Ozonkonzentrationen über 180 Mikogramm – dem Wert, ab dem anstrengende Tätigkeiten im Freien vermieden werden sollten. Donnerstag waren 180 Mikrogramm an 100 Messstellen überschritten worden. Am schlimmsten betroffen waren Baden-Württemberg, NRW und Hessen.

Während 42 Prozent der Deutschen die Gluthitze offenbar genießen können, finden es 35 Prozent zu heiß, ergab eine Emnid-Umfrage. Frauen leiden demnach deutlich häufiger unter den Temperaturen als Männer (25 Prozent zu 17 Prozent).

Der „coolste Ort“ Deutschlands liegt auf der Zugspitze. Dort wurden Freitagmittag Frösteltemperaturen von 10 Grad gemessen. Wer nicht so hoch klettern will, um der brütenden Hitze zu entfliehen, sollte gen Norden reisen. An Nord- und Ostseeküste liegen die Tagestemperaturen fast überall unter 30 Grad, wie eine Sprecherin des Deutschen Wetterdienstes Freitag berichtete. Dennoch bedroht die Hitze auch die Tierwelt der Ostsee. Die Gesellschaft zum Schutz der Meeressäuger fürchtet ein Massensterben bei Fischen, Krebsen und Miesmuscheln durch Sauerstoffmangel, den eine Algenpest begünstigt.