Saubere Diesel werden jetzt salonfähig

Die deutschen Autokonzerne lenken nach jahrelangem Streit endlich ein: Bis 2009 sollen alle Neuwagen, die sie anbieten, einen Rußfilter haben. Und schon ab dem kommenden Jahr wird es dafür Steuervergünstigungen geben

FREIBURG taz ■ Die starke Lobby der deutschen Autobauer hat einer offensichtlich noch stärkeren Allianz der Vernunft ein Stück nachgeben müssen: Der Dieselrußfilter kommt – serienmäßig in allen Neuwagen spätestens bis 2009. Das gab der Verband der Automobilindustrie (VdA) am späten Dienstagabend bekannt. Im Gegenzug versprach die Bundesregierung, dass ab 2005 saubere Dieselfahrzeuge steuerlich gefördert werden. In welcher Höhe, war gestern jedoch noch unklar. Der grüne Bundesumweltminister Jürgen Trittin hatte im April bereits eine befristete Befreiung von der Kfz-Steuer in Höhe von 600 Euro vorgeschlagen.

Mit dem Schwenk der deutschen Hersteller wurde offensichtlich, dass deren Innovationsboykott gegenüber einer unbestritten hocheffizienten Technik nicht mehr durchzuhalten war. Schließlich hatten seit nunmehr drei Jahren so verschiedene Organisationen wie Greenpeace und der ADAC unisono für den Rußfilter gekämpft. Dieser Filter nämlich – von französischen Herstellern längst eingesetzt – reduziert die Krebs erregenden Partikel-Emissionen der Fahrzeuge um gut 99 Prozent.

Erst vergangene Woche hatte das Aktionsbündnis „Kein Diesel ohne Filter“ einen Smart mit einem hochwertigen Rußfilter präsentiert – was die Industrie bei Kleinwagen immer als unmöglich darstellte. Dass dies nun mit einem Produkt gelang, das nicht mehr kostet als der Aufpreis für einen beheizbaren Außenspiegel – nämlich gut 200 Euro – machte die Sache noch grotesker. Daraufhin brach die Front der Verweigerer wie ein Kartenhaus zusammen. Ein wenig konnte sich auch Bundeskanzler Schröder diesen Erfolg auf die Fahne schreiben, nachdem er in einem persönlichen Gespräch den VdA zu seiner Filter-Zusage bewegen konnte.

Umweltminister Trittin, der sich für die Reinigunstechnik seit langem stark macht, ließ bewusst lakonisch wissen, er „begrüße die Einsicht der deutschen Automobilindustrie“. Denn er weiß, dass der zweite Kampf noch bevorsteht – jener um die genauen Grenzwerte nämlich. Mit Unterstützung darf Trittin dabei weiterhin von den Umwelt- und Verkehrsverbänden rechnen. „Wir werden nicht locker lassen“, sagte gestern Daniel Kluge vom Verkehrsclub Deutschland (VCD). Das Ziel sei erst erreicht, wenn der heute technisch problemlos erzielbare Wert von 2,5 Milligramm Partikelausstoß pro Kilometer für Neuwagen verbindlich wird.

Derzeit lässt die Euro-III-Norm noch 50 Milligramm zu, ab kommendem Jahr wird Euro IV noch 25 Milligramm erlauben. Das Umweltministerium sieht mit der jüngsten VdA-Zusage jedenfalls den „Weg frei für den europaweiten Grenzwert von 2,5 Milligramm.“ Geht es nach deutschen Umweltminister soll er ab dem Jahr 2010 gelten – mit der Euro V. BERNWARD JANZING

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