hamburg heute : Der Ruf nach Vater Staat
Im taz salon wird diskutiert, ob der Staat den Kapitalismus retten kann – und ob er es soll
Bislang sollte der Markt alles richten; wer kontinuierliche staatliche Aufsicht forderte, galt schnell als Halbwüchsiger, der nach Papi ruft, obwohl er schon erwachsen ist. Denn, so die vorherrschende Meinung, die Wirtschaftswissenschaft samt zugehörigen Erkenntnissen sei inzwischen weiter und der Markt und seine Protagonisten so reif, dass sie sich verantwortungsbewusst selbst regulieren könnten.
Mit der Finanzkrise sind die Verfechter dieser Theorie kleinlaut geworden. Jetzt darf Papi wieder helfen, sprich: Jetzt darf der Staat massig Geld in Institute pumpen, die jahrelang unsolide arbeiteten; de facto wirken die staatlichen Finanzspritzen – wenn auch eigentlich dem Schutz von Volk und Wirtschaft gewidmet – wie eine fehlgeleitete Belohnung für die Geldinstitute. Und als Freibrief zum Weitermachen nach einer pietät- und maßvollen Pause.
Wie es nach der aktuellen Schockstarre weitergehen kann, ob ein grundlegender Paradigmenwechsel nötig ist oder ob weiterhin diejenigen den Ton angeben, deren Theorie zufällig zur aktuellen Situation passt: Das werden heute im taz salon Wirtschaftskenner verschiedener Schulen diskutieren. Marxistische Ansätze wird dabei Elmar Altvater von der Enquetekommission „Globalisierung der Weltwirtschaft“ im Munde führen, mit Keynes wird Gustav Horn vom Institut für Makroökonomie der Hans-Böckler-Stiftung argumentieren. Aus neoklassischer Perspektive wird Dennis Snower vom Kieler Weltwirtschafts-Institut diskutieren. Der Wirtschaftsrechtler Udo Reifner vom Institut für Finanzdienstleistungen fordert Kontrollinstrumente im Sinne des Verbrauchers. PS
20 Uhr, Kulturhaus 73, Schulterblatt 73. Eintritt frei