village voice : Funktional feiern mit Alexander Kowalski
Feingefühl für Kenner
Das neue, dritte Alexander-Kowalski-Album „Response“ fängt an, wie ein Techno-Album idealerweise anfangen sollte: einfach so. Da gibt es keine anhebende Fläche und keinen verheißungsvollen oder drohenden Klang, der die Stimmung langsam und sachte vorbereitet. Stattdessen setzt der Beat gleich unvermittelt ein und wird nur wenige Takte später mit gebotenem Nachdruck von einer Bassdrum unterstützt.
Dass Kowalski sein jüngstes Album schmucklos beginnt, sollte allerdings nicht zu der Fehlannahme führen, dass er sich neuerdings als Vertreter des so genannten Funktionalismus zu erkennen gibt. Vielmehr scheint er sich mit „Response“ noch deutlicher in die Tradition des hedonistischen Funktionalismus zu stellen. Der hedonistische Funktionalismus unterscheidet sich vom herkömmlichen Funktionalismus vor allem in der Ökonomie der Mittel: Hier werden stets so viele Mittel wie möglich eingesetzt, um neben der Funktionstüchtigkeit besonders auch die Effektivität zu optimieren.
In dieser Hinsicht ist „Response“ ein sehr hedonistisch-funktionalistisches Werk. Wie es heißt, hat Kowalski das Rohmaterial zuvor bei unzähligen Auftritten getestet, um zu sehen, was wann wie in welcher Kombination beim Publikum die gewünschte Reaktionen auslöst. Das Resultat auf „Response“ sind vor allem kräftige Basslines, verträumt-melancholische Dreitonmelodien und orchestraler Wohlklang. Diese Zutaten finden sich denn auch mit großer Kennerschaft und Feingefühl aufeinander abgestimmt in den denkbar wirksamsten Kombination auf allen zehn Titeln des Albums wieder.
Mit „Lock Me Up“ hat Kowalski auch einen flotten Popsong auf dem Album, der zu allgemeiner Überraschung nicht von Raz Ohara, sondern vom Hamburger Turner eingesungen wurde. Interessanterweise erinnert der Song dadurch an die frühen New Order. Raz Ohara wiederum, mit dem Kowalski letztes Jahr ungefähr die Hälfte seiner Auftritte bestritt, kommt in dem beschwingten House-Titel „And I Will Find You“ zu Gehör, der klingt, wie das letzte Luomo-Album hätte klingen sollen, wenn es auch nur im Ansatz gut geklungen hätte. Hat es aber nicht. Das Alexander-Kowalski-Album klingt hingegen ganz wunderbar. HARALD PETERS
Alexander Kowalski: „Response“ (Kanzleramt/Efa)