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Archiv-Artikel

Gigant muss zahlen

Ein Dortmunder Campus-Unternehmen obsiegte über Mc Donald‘s – der Weltkonzern hatte ungefragt eine Marketingidee fürs Handy genutzt

Der Mc Donald‘s Vorstand drohte, sämtliche Werbespots platzen zu lassen

AUS DORTMUND ALEXANDRA TRUDSLEV

Mc Donald‘s hat Dortmunder FH-Absolventen unterschätzt: Zwei Informatiker meldeten sich im vergangenen Jahr bei dem globalen Fast-Food-Riesen, weil dieser ungefragt ihr Patent nutzte. „Wir wurden da anfangs überhaupt nicht ernst genommen“, erinnert sich Jungunternehmer Corvin Falk (25) an die erste Kontaktaufnahme mit dem Weltkonzern. Die Arroganz hat dem Fastfood-Riesen nichts genützt, denn jetzt muss Mc Donald‘s zahlen.

Corvin Falk und sein Kommilitone Pedro Rodrigues hatten am Dortmunder Fachbereich Informatik ein mobiles Rabatt-System ausgetüftelt, dass vor allem für die Marketingbranche vom hohen Interesse ist: Der Kunde wird mit Werbegeschenken gelockt, einen Nummerncode, der sich am erworbenen Artikel befindet, in sein Handy zu tippen. Er erhält dann zum Beispiel ein neues Logo oder einen aktuellen Klingelton.

Die Daten werden zentral gesammelt und bieten Marketingexperten detailgenaue Rückschlüsse auf das Konsumverhalten der Kunden. Diese Technik ließen die beiden mit finanzieller Hilfe der Dortmunder Universität im Jahre 2002 patentieren und gründeten die Firma „neavis“.

Das war Pech für Mc Donald‘s: Der Konzern nutzte nämlich genau dieses patentierte Rabattsystem für eine Werbeaktion mit dem Film „Findet Nemo“ – ohne sich über das Patent jemals informiert zu haben. Und dachte nicht daran zu zahlen.

„Die wollten uns hinhalten“, sagt Corvin Falk, „ausbluten lassen.“ Doch die kleine Firma „neavis“ hatte sich mittlerweile nach einem starken Partner umgesehen, die RTL-Tochter „Sport Five“ übernahm für die beiden den Marketing-Part. Und erhob im Namen der Informatiker Klage gegen den Fast-Food-Riesen, Sport Five führte zudem den gesamten Prozess.

„Das hatte schon was von David gegen Goliath“, sagt die Prorektorin der Fachhochschule, Gisela Schäfer. Und Goliath soll in diesem Falle sehr getobt haben: „Der Mc Donald‘s Vorstand drohte sämtliche TV-Werbespots platzen zu lassen“, erinnert sich Falk. Vergebens.

Die Jungunternehmer konnten Ende November 2003 eine einstweilige Verfügung erreichen, dann ging es ans Eingemachte. „Die Verhandlungen waren hart und langwierig“, sagt der junge Informatiker. Mc Donald‘s musste letztendlich einwilligen und einen Lizenzvertrag abschließen. Der liegt seit Anfang Juli unterschrieben auf dem Tisch. “Endlich“, sagt Falk.

Über die erhaltene Summe hüllt er sich allerdings in Schweigen. „Es reicht“, so fügt er hinzu „um die mittlerweile fast insolvente Firma zu sanieren und ein paar Mitarbeiter ein zu stellen.“ Mehr sagt er nicht, denn als nächstes sind Verhandlungen mit dem Coca-Cola-Konzern dran. Auch der nutzte ungefragt die patentierte Technik. “Aber mit diesem errungenen Sieg in der Tasche, da stehen wir in einer ganz anderen Verhandlungsposition“, freut sich Falk.