piwik no script img

Archiv-Artikel

Modisch gesund

Nachhaltigkeitsmesse auf dem Gänsemarkt: Kleidung aus ökologischen Stoffen stehen diesmal im Mittelpunkt der zweitägigen Ausstellung

„Ich wollte mich selbst ökologisch kleiden, fand aber nichts, was mir gefiel“

von GERNOT KNÖDLER

Bei ihrem Versuch, zukunftsfähige Produkte in den gesellschaftlichen Mainstream einzuschleusen, legt die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald (SDW) in diesem Jahr den Schwerpunkt auf das Thema „Mode“. Auf der SDW-Nachhaltigkeitsmesse „Rio plus elf“ von morgen an bis Samstag diskutieren dabei am Freitag auf dem Gänsemarkt Vertreter des Otto-Konzerns und der Firma Marlowe Nature mit dem Staatsrat der Umweltbehörde und einem Dozenten für Textiltechnik.

Eine der Ausstellerinnen ist die Ökomode-Designerin Catja Grusdew. Ihre Kollektion erhielt im vergangenen Jahr auf der Dritten Internationalen Konferenz für organische Textilien (Intercot) den Publikumspreis.

„Ich wollte mich selbst gerne in biologischen Sachen kleiden“, erinnert sich Grusdew, „ich habe jedoch nichts gefunden, was mir gefallen hätte“. Glücklich, wer in einer solchen Lage über das einschlägige Know-how verfügt. Die Wahl-Hamburgerin entwarf sich ihre Kleider selber.

Ihre Stoffe und Garne bezieht Grusdew bevorzugt aus fairem Handel und von Herstellern, die sich sozial engagieren. Beim Thema Ökologie orientiert sich die Designerin an den Empfehlungen des Internationalen Verbandes der Naturtextilwirtschaft (IVN). Sie verwendet biologisch angebaute Baumwolle, weil sie den ökologischen Landbau für sinnvoll hält und im konventionellen Anbau zunehmend genetisch manipulierte Pflanzen eingesetzt werden. „Ich möchte das nicht anziehen“, sagt Grusdew.

Weil die meisten der üblichen Farben, Bleichmittel und Appreturen für eine ökologische Kollektion nicht in Frage kommen, ist die Gestaltungsfreiheit der Designerin eingeschränkt. Ihre Wollpullover mustert sie mit heller und dunkler Wolle, weil eine Chlorbleiche nicht in Frage kommt. Ihre Baumwoll-T-Shirts lässt sie in Thailand mit Pflanzenfarben bedrucken. Ob diese Sachen am Ende ihren Vorstellungen entsprechen, muss sich zeigen.

Ihr Gewerbe betreibt Grusdew weitgehend als One-woman-Show. Sie sucht Lieferanten und Kunden, präsentiert sich auf Messen, kümmert sich um den Katalog und betreut die Produktion der Kleider, die sie selbst entworfen hat. Eine Kollektion von 30 Outfits sei in einem Jahr entstanden, erzählt die Designerin. Eine weitere könne sie nicht vorfinanzieren. Sie sucht daher einen Investor. „Ideal wäre ein Kaufmann, der das Potenzial erkennt“, sagt Grusdew. Ihre Präsentation auf der Nachhaltigkeitsmesse dürfte dabei helfen.

Die Nachhaltigkeitsmesse „Rio plus elf“ findet am Freitag, dem 15. und Samstag, dem 16. August auf dem Gänsemarkt statt. Zu ihren Highlights gehören eine Schaukochen mit Heinz Wehmann vom Landhaus Scherrer (Fr 11.30 Uhr) und eine ökologische Weinprobe (Fr, Sa jeweils 17 Uhr). In der Ausstellung präsentieren sich Firmen mit ökologischer Nahrung, Umwelt- und Vermögensberatung sowie mit Produkten zum nachhaltigen Bauen und Wohnen – von Feng shui bis zum Passivhaus.