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Archiv-Artikel

„Ein Fahrrad ist doch auch cool“

Konferenz „Zu Autofreien Städten IV“ stellt ab heute an der Humboldt-Universität „praktische Alternativen zur Autoabhängigkeit“ vor. Veranstalter „World Carfree Network“ will das Leben ohne Auto normal werden lassen

Wo es in anderen Städten schon ohne Auto geht und wie, das soll die Konferenz „Zu Autofreien Städten IV“ ab heute in Berlin zeigen. Das „World Carfree Network“ mit Sitz in Prag, ein Netzwerk der autofreien Bewegung, präsentiert damit sich und weltweite Projekte.

„Autos machen Städte weniger lebenswert. Ohne sie auszukommen sollte zur Normalität werden“, ist Steven Logan, einer der Organisatoren der Tagung, überzeugt. „Die Konferenz soll unser Netzwerk stärken, den Kontakt der Mitglieder untereinander fördern“, erklärt Logan.

Das Treffen findet jedes Jahr in einer anderen Stadt statt. Nach unter anderem Lyon und Prag nun in Berlin. „So lernen wir immer wieder neue Projekte kennen und erfahren, wie andere mit dem Problem Auto umgehen.“ Für Logan liegt der Reiz der Veranstaltung vor allem in den unterschiedlichen Disziplinen, die hier aufeinander treffen. „Mit dem Thema, ohne Auto zu leben, beschäftigen sich Architekten und Stadtplaner genauso wie Ökonomen, Politiker und sogar Philosophen.“

Komplett autofreie Städte scheinen derzeit kaum durchsetzbar, auch wenn es Beispiele wie Bogotá gibt. Die Sieben-Millionen-Metropole ist jedes Jahr an einem Donnerstag im Februar komplett autofrei. „Stadtzentren ohne Kfz-Verkehr sind kurz- bis mittelfristig gesehen durchaus möglich“, meint der Anti-Auto-Aktivist Logan. Im Weg steht dem seiner Meinung nach aber die Autokultur, gerade in Europa und den USA: „Ein Auto ist cool, aber ein Fahrrad ist es doch auch. Man kann mit dem Auto schnell und einfach sein Ziel erreichen, aber was verpasst man unterwegs alles?“

Die Konferenz startet heute mit Vorträgen zu autofreiem Design von Städten, Hypermobilität und Autokultur. Morgen werden Projekte autofreier Stadtgebiete vorgestellt, Konzepte und Ideen. Vor allem diese Veranstaltungen richten sich nicht nur an Fachpublikum und Studierende, sondern besonders auch an Engagierte und Interessierte.

Am Mittwoch bekommen die dann Hilfen an die Hand: „Von erfolgreichen Initiativen lernen“ heißt das Tagesthema. Am Donnerstag werden konkrete Projekte in und um Berlin besucht, zum Beispiel der Crellekiez, ein verkehrsberuhigtes Viertel in Schöneberg, oder auch die Werkstätten des Fahrradverleihs der Bahn „Call-A-Bike“ und die der Velotaxis. Den Freitag nutzt das „World Carfree Network“ für seine Jahrestagung, der Samstag schließt mit einem Videoworkshop. JULIANE GRINGER