: Die Kommission lässt kochen
Das Bremer Projekt „Niemand ist eine Insel“ wird fortgesetzt unter dem Titel „Changing Habitats...“ und freut sich über eine kräftige Finanzspritze aus Brüssel
Es soll ja für diverse Schweißperlen sorgen, das EU-Antragswesen im Bereich Kultur – Schweißperlen, die sich auf Kulturmanager-Stirnen sammeln, zwischen einer Vielzahl von Formularen auf den Schreibtisch tropfen und dabei immer die Chance in sich tragen, durch ein Ja-Wort aus Brüssel plötzlich mit Euros aufgewogen zu werden. Da gibt es also zum Beispiel das Programm „Culture 2000“, mit dem die Europäische Kommission Projekte fördert, die den gemeinsamen Kulturraum der EU über kulturelle Netzwerke stärken – wichtig dabei: Die BürgerInnen sollen miteinbezogen werden und es soll eine möglichst hohe Anzahl von Ländern beteiligt sein.
Ein Beispiel für einen positiv beschiedenen Förderantrag kommt dieser Tage aus Bremen: Mit 143.000 Euro fördert die EU das Projekt „Changing Habitats, Inventing Communities, Building Cities: Art Goes Professional“, das die Bremer Gesellschaft für Aktuelle Kunst (GAK) als Fortsetzung des letztjährigen Projektes „Niemand ist eine Insel“ initiiert hat. Neben der Bremer GAK treten die schottische Kunstagentur Art in Partnership, die Hochschule für Kunst in Malmö und die Kulturbehörde der Stadt Utrecht als Organisatoren auf. Weitere Kooperationspartner kommen aus Sevilla, Budapest, Riga und Gdansk. Horst Griese und GAK-Chefin Eva Schmidt leiten das Projekt, das seit Mai läuft und noch bis April 2005 dauern wird. Der Gesamtetat liege bei rund 180.000 Euro, so Griese.
Inhaltlich soll es wie bei „Niemand ist eine Insel“ um Kunst im öffentlichen Raum gehen, und zwar um eine Variante von Kunst im öffentlichen Raum, die auf Kommunikation und Interdisziplinarität setzt: In Malmö beispielsweise soll eine Küche in der Stadt aufgebaut werden, in der öffentlich und frei zugänglich gekocht werden kann – es gehe um die „Idealform, wie man Dinge, die sonst privat stattfinden, im öffentlichen Raum tun kann“, so Griese.
Bremen steuert den „Changing Habitats...“ das Projekt „G-Jacke“ bei, das bereits seit 2001 existiert: Anke Sander und Barbara Claassen-Schmal sind auf der Suche nach dem Design der idealen Jacke für Gröpelingen und befragten dazu die Gröpelinger Bevölkerung. Die Aktion wurde durch einen Internet-Fragebogen erweitert – nun stehen die Umfrageergebnisse fest und die Phase der Jacken-Produktion soll beginnen.
Zusammenfließen werden die verschiedenen „Changing Habitats...“-Projekte in einer gemeinsamen dokumentarischen Ausstellung im Frühjahr 2005 in Bremen. Außerdem soll die Arbeit durch Erfahrungsaustausch zwischen den Akteuren kontinuierlich reflektiert werden – die Liste der zu klärenden Fragen ist lang und die Fragestellungen sind so abstrakt, wie Schweißperlen konkret sind. Klaus Irler