: VERSCHWÖREN MIT STATISTIK
Es gibt, so wusste ein englischer Premier, drei Formen der Lüge: die einfache, die gemeine und die Statistik. Wenn eine Idee gut, die Welt dafür aber noch nicht bereit scheint, ermitteln Statistiken gerne ein gewünschtes Ergebnis. Dieses versteckt sich oft in den Fragen. So auch an der Berliner Humboldt-Universität: Studierende haben unter bestimmten Voraussetzungen nichts gegen Gebühren, findet ein Projekttutorium heraus. Gefragt wurden Mitmachwillige, „welches Modell“ von einigen aufgelisteten sie „unterstützen“ würden, „wenn du dich für eines entscheiden müsstest“. Es gab die Option „keines“ – allerdings ganz zum Schluss und irgendwie außerhalb des logischen Rahmens der Frage. „Keines“ kann auch bedeuten keine Gebühren. Und siehe da, nur 13,3 Prozent haben das kleine Kästchen der möglichen Gebührenfreiheit gefunden, der Rest rang sich andere Antworten ab. Und damit sind eben 86,7 Prozent für ein Bezahlstudium.Die Umfrage ist nicht repräsentativ, nur 163 Studierende wurden befragt. Um zu ernsthaften Berechnungen zu gelangen, sollten schon über tausend Studienobjekte antworten. Ins Gewässer des Trivialen rutscht die Umfrage, da die Veranstalter ihre Daten nur selektiv freigeben. Die Aussagekraft ist gleich null, gefragt wurde an drei Tagen vor Mensen – ein Konglomerat der hungrig Dahergekommen spricht hier. Das waren leider keine Ingenieure, nur zwei JuristInnen und „so etwa“ vier WiWis. Pech, „aber wir wollten halt mal ein bisschen gucken“, sagt Jan Seifert, der Mitorganisator. LENNART LABERENZ