: Das Leben in den Griff kriegen
Life-Coaching verspricht umfassende Hilfe für alle, die mit ihrem Leben unzufrieden sind. Als ganzheitlicher Ansatz versucht es, Beruf und Privatleben, Körper und Geist zusammenzubringen
Klare Sache: Wer krank ist, geht zum Arzt. Wer beruflich unzufrieden ist, nimmt an einer Supervision teil. Und wer psychische Probleme hat, begibt sich in eine Therapie. Was machen aber Menschen, die gar nicht so genau wissen, was sie an ihrem Leben stört? Die das vage Gefühl haben, „dass das doch noch nicht alles gewesen sein kann“?
Für genau diesen Fall gibt es Thomas Herz. „Life-Coaching“ nennt er sein Konzept, das wie so viele andere Ansätze aus Amerika kommt. All denen, deren Leben ihrem Gefühl nach unerfüllt ist, will er helfen, „Geist, Körper und Seele in Einklang zu bringen“. Das Ziel seiner Bemühungen, so Herz, bestehe darin, seinen Kunden mehr „Lebensprofessionalität“ zu vermitteln. Er sieht seine Aufgabe als Coach darin, zu begleiten, nicht zu führen.
Die Sitzungen finden in lockerer, ungezwungener Atmosphäre statt. In einem einführenden Gespräch nähert sich der Berater durch Fragen, Spiegelungen und Anregungen den Problemen seiner Kunden. Zusammen mit dem Coach entwickelt der Ratsuchende sein Ziel, das er mit dem Prozess erreichen möchte: Wie können Beruf und Privatleben ausgewogener miteinander kombiniert werden? Wie kann man sein Verhalten im Berufsleben zufriedenstellender gestalten? Was ist das Lebensziel des Kunden? Ist dieses Ziel utopisch, so dass ein ständiges Scheitern zu Frustrationen führt?
Mit einem ganzheitlichen Ansatz will Thomas Herz die Probleme aus der Welt schaffen. Berufs- und Privatleben sind seiner Auffassung nach nicht zu trennen. Häufig nehmen Kunden scheinbar unbedeutende Aspekte einfach nicht wahr: Unzufriedenheit wird selten auf eine mangelhafte Ernährung zurückgeführt. Vielleicht fehlt dem Ratsuchenden auch einfach ein gesundes Verhältnis zur Bewegung. Oder ganz profan: Kann er auch mal in Ruhe ein Glas Wein oder ein gutes Buch genießen, sich also etwas gönnen? Erst wenn Coach und Gecoachter gemeinsam diese Hintergründe erforscht haben, würden Veränderungen möglich, sagt Herz.
Im Gegensatz zu einem Therapeuten sucht der ausgebildete Theologe und Supervisor nicht in der Vergangenheit seiner Kunden nach den tiefer liegenden Ursachen ihrer Probleme. Sein Fokus liegt auf konkreten Verbesserungsvorschlägen. Der Ratsuchende reflektiert seine gesamte Lebenssituation. Er lernt, sein eigenes Verhalten zu hinterfragen, sich Fehlentwicklungen bewusst zu machen und gezielt Veränderungen an seinem Lebenswandel vorzunehmen.
Herz’ ganzheitlicher Ansatz begründet sich in seiner Biographie. Zwanzig Jahre lang war er für die katholische Kirche tätig, davon elf Jahre als Militärseelsorger. Als die Amtskirche ihm zu seiner zweiten Ehe den Segen verweigerte, wandte er sich seinem Traumjob zu: Menschen zu mehr Lebensqualität zu verhelfen, ohne in eine starre Hierarchie eingebunden zu sein, von der Herz glaubt, dass sie „systematisch Kreativität und Selbstverantwortung unterdrückt“. Der Diplom-Theologe ließ sich in Münster zum Supervisor ausbilden und leitet mittlerweile die „Akademie für Bildung und Training“ in Bremen.
Mit seinem Rund-um-wohlfühl-Ansatz überzeugt Herz offenbar: Ob Handwerker, Angestellter oder gestresster Manager, die Ratsuchenden kommen aus den unterschiedlichsten Berufs- und Gesellschaftsbereichen. Thorsten Busch