: Die Irrsinnsrechnung der Topographie
12 Millionen Euro haben die Treppentürme der Topographie des Terrors gekostet, sie sind damit die teuersten Treppenhäuser der Welt. Jetzt will man sie abreißen. Mit 20 Villen für 12 Millionen würde man nicht so verfahren. Die Türme müssen bleiben
Berlin sucht nach Einzigartigem. Nach etwas, was nur es hat und nicht auch noch Paris, London oder Peking. Sicher, das gibt es. Die teuersten Treppentürme der Welt stehen in Berlin auf dem Gelände der „Topographie des Terrors“. Für sage und schreibe 6,5 Millionen Euro Baukosten und noch einmal 5,25 Millionen Euro Wettbewerbs- und Planungskosten wurden hier öffentliche Mittel in die drei Türme nach dem Entwurf des Architekten Peter Zumthor gesteckt – ohne dass dabei etwas herauskam für das NS-Dokumentationszentrum. Seit Jahren schimmeln die Millionentürme vor sich hin, genutzt von Turmfalken, aber nicht von Besuchern.
Weil die Zumthor-Pläne für den gesamten Bau angeblich zu teuer waren, hat man den Architekten jüngst gefeuert. Nichts darf mehr an ihn erinnern, haben Bausenatorin Ingeborg Junge-Reyer (Berlin) und Kulturstaatsministerin Christina Weiss (Bund) beschlossen: Die drei Türme aus speziellem Beton und die Betonwanne tief darunter – ein 100 Meter langer Keller – müssen weg.
Dass man dabei nicht bedauert, weiter Geld zu vernichten, ist klar. Als ob nicht schon genug Millionen verbuddelt worden wären. Zu den 11,75 Millionen Euro, die schon ausgegeben wurden, kommen noch einmal 3 Millionen Euro Abrisskosten. Es geht also weiter mit der Geld- und Wertvernichtungsmaschine auf dem Gelände der Topographie. Vergessen sind die Zeiten, da ein paar Mark/Euro mehr für den geplanten Zumthor-Bau aus vielen Stäben gleich zu einem Baustopp führte.
Wir machen die Rechung auf und zeigen sie im Bild: Werden die Türme weggesprengt, werden Werte gleich dem von 20 Villen vernichtet. Da wäre zunächst das Modell „Palais“, bezugsfertig, inklusive Fundamentplatte für 748.210 Euro, das sechsmal abgerissen würde. Dann käme das Modell „Landhaus“ für 684.651 Euro, das siebenmal vernichtet würde. Und schließlich siebenmal das Haus „Chalet“, das inklusive Fundamentplatte 407.367 Euro kostet. Auch da würde die Abrissbirne Millionen weghauen. Macht zusammen rund 12 Millionen Euro. Angesichts der Debatte über die Einstellung der Wohnungsbauförderung für Häuslebauer ein geradezu provokanter Vergleich.
Leider fehlt der Raum, noch andere Modelle zu präsentieren, um die Irrsinnsrechnung von 15 Milllionen Euro Gesamtaufbau- und Abrisskosten darzustellen. Und sage noch einer, der Vergleich hinkt.
Wir plädieren angesichts der unverantwortlichen Vernichtung von ideellen und baulichen Werten auf dem Gelände und angsichts des Jammerns über leere Kassen für einen letzten Baustopp für die Topographie des Terrors. Kein Abriss der Treppentürme, denn sie sind Baugeschichte. Berlin braucht Symbole.
Und hatte nicht der Geschäftsführer der Stiftung Topographie des Terrors vorgeschlagen, die drei Treppentürme zu erhalten und sie als Mahnmal im Umgang mit dem historischen „Ort der Täter“ zu präsentieren?
Kein Abriss von Dahlem und keiner der Zumthor-Türme! TAZ