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Archiv-Artikel

Banken bedienen sich beim Kunden

Das Abheben von Bargeld am Bankautomaten und Überweisungen ins Ausland sind so teuer wie noch nie. Geldinstitute unterlaufen eine Verordnung der Europäischen Union. Eigentlich sollte der Geldverkehr grenzenlos und billig werden

VON HERMANNUS PFEIFFER

Die Preise für Bargeld haben sich teilweise verdoppelt. Wo früher eine Bank 5 D-Mark kassierte, nimmt sie heute 5 Euro. Die Preiserhöhungen treffen vor allem Urlauber im Ausland. Auch wer Geld in einen EU-Mitgliedstaat überweist, muss trotz anders lautender EU-Verordnung weiterhin überhöhte Gebühren zahlen.

Mit einem Trick unterlaufen Kreditinstitute europäisches Recht. Entsprechend einer EU-Verordnung vom Dezember 2001 (2560/2001/Europäisches Parlament) sind Banken eigentlich seit 2003 verpflichtet, ihre Gebühren für Bargeldabhebungen am Geldautomaten und für Auslandsüberweisungen innerhalb der Eurozone auf das Inlandsniveau abzusenken. „Trotzdem hat sich für die Kunden nichts verbessert“, klagt Hartmut Strube, Finanzexperte der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. Der Trick besteht im so genannten Share-Verfahren: Das deutsche Institut verlangt selber nur den (minimalen) Preis für eine normale Inlandszahlung, aber gleichzeitig erhebt die ausländische Bank eine deftige Gebühr. „Unterm Strich“, kritisiert Strube, „bleiben Auslandsüberweisungen für die Verbraucher mindestens so teuer wie früher.“ Umgekehrt kassieren auch hiesige Geldinstitute bei Auslandsüberweisungen ab, die nach Deutschland fließen.

Der Zahlungsverkehr wird nicht nur teurer, er wird auch unübersichtlicher. Dies zeigen Beispiele in der ZDF-Sendung „WISO“. Die Preise für die Überweisungen, teilweise zweistellige Beträge, sind vorweg unbekannt und werden direkt vom Originalbetrag abgezogen. Wer auf diese unsichere Art etwa eine Ferienwohnung für den Urlaub bezahlen will, bekommt Probleme, denn er weiß nicht, welcher Betrag beim Vermieter in Spanien oder Frankreich ankommt.

Aber nicht allein das bargeldlose Überweisen wurde teurer, sondern auch das Abheben von Bargeld im Ausland. Heute kassieren die Banken für jede Abhebung üblicherweise eine Mindestgebühr von 3,50 bis 5 Euro. Früher waren in Spanien oder Griechenland höchstens 5 D-Mark fällig. Aber nicht nur im Ausland wird abkassiert – und umgekehrt von hiesigen Banken bei Deutschlandbesuchern –, sondern auch zwischen Füssen und Flensburg, wenn ein Bankkunde am Automaten einer fremden Bank abhebt. Auch bei solchen Fremdautomaten hat Manfred Westphal vom Bundesverband der Verbraucherzentralen (VZBV) „kräftige Gebührenerhöhungen“ festgestellt. Die Kreditwirtschaft gibt zwar keine Zahlen bekannt, aber Westphal rechnet mit „enormen Einnahmen“, welche die Geldgiganten durch das Ignorieren des EU-Willens einstreichen. Bestätigt wird dieser Trend von der Europäischen Kommission selber. Nach deren Informationen stiegen die Automatengebühren für Kunden der Konkurrenz unter anderem bei der Deutschen Bank, Commerzbank und mehreren Sparkassen drastisch an. Eigentlich wollte die EU den Geldverkehr grenzenlos und billiger machen. „Das ist misslungen“, resümiert Verbraucherschützer Strube.