: Nicht zuerst dem Emocore verpflichtet
Rücken mit Klavierläufen und Keyboardsounds der Einheitlichkeit des Indierock zu Leibe, ganz ohne Retro-Orientierung: „Koufax“ und „Mates of State“ morgen im Molotow
Es ist schon erstaunlich, wie Klavier- und Keyboardsounds das Modell „Gitarren-Rock“ anders erklingen lassen können. Mit Koufax und Mates of State stellen gleich zwei Bands im Hamburger Molotow unter Beweis, dass ein Tasteninstrument kein Zeichen von Retro-Orientierung sein muss, dafür aber Bands ein eigenes Profil verleihen kann.
Die vier Twentysomethings von Koufax würden mit ihrem dynamischen Indierock in der Masse ähnlicher Bands sicherlich untergehen, wären da nicht die dominanten Klavierläufe und umschmeichelnden Keyboardsounds. „Als wir Koufax 1999 gründeten, war unser Ziel, Songs auf der Basis von Tasteninstrumenten zu arrangieren und auf Gitarre weitgehend zu verzichten,“ sagt der Sänger und Gitarrist Robert Suchan.
Nicht immer trifft die Band aus Detroit auf eine passende Hörerschaft und kämpft so beständig um das eigene Image: „Durch die Verbindung zu dem Label Vagrant und unsere Freundschaft mit Bands wie The Get Up Kids werden wir häufig als ‚Emo-Band‘ bezeichnet. Wir beziehen uns aber vor allem auf Musik von Joe Jackson, Elvis Costello oder Supertramp, sind also nicht in erster Linie dem Punk oder Emocore verpflichtet!“
Eine Aussage, die man auch auf Mates of State, die zweite Band des Abends, beziehen könnte. Deren Besetzung – eine Orgel, ein Schlagzeug und zwei Stimmen – lässt nicht unbedingt vermuten, dass Mates Of State in der Tat selbst stoische Konzertgänger zum Tanzen bringen. Die Musik des in New Haven/Connecticut ansässigen Duos Kori Gardner und Jason Hammel funktioniert wie ein magisches Würfelpaar: Egal, wie sie geschüttelt und auf den Tisch gekloppt werden, die höchste Punktzahl fällt zuverlässig. Ihr Erfolgsrezept sind eindringliche Melodien und ein grandios verwobener Harmoniegesang, der nach eigenen Angaben durch jahrelanges Singen in Karaoke-Bars hart erprobt wurde. Dabei knistert förmlich die Luft, wenn die jungen Eheleute sich während des Auftritts immer wieder tief in die Augen blicken und uns zeigen, wie schön das Reisen zu zweit sein kann. Für ihr Album Constant Concern gingen Mates Of State ins Kingsize Studio nach Los Angeles, um mit dem Keyboard-Spezialisten Dave Trumfio zusammen zu arbeiten, welcher übrigens auch als Produzent für die beiden Koufax-Alben verantwortlich war.
Neben Mates Of State und Koufax wurde kurzfristig noch das Ein-Mann-Projekt Onelinedrawing ins Programm genommen. Dahinter verbirgt sich Jonah Matranga, bekannt auch als Frontmann der New End Originals. Onelinedrawing bedient neben der Gitarre zwar lediglich die Tasten seines Laptops, versucht aber ebenfalls, die Einheitsform der (Indie-)Rockmusik zu durchbrechen.
Sandra Ziegelmüller
morgen, 21 Uhr, Molotow