Dröhn, krawummer, röchel

Spontankonzerte sind was Schönes, vor allem als Vorgartenpunk. Da darf sich ruhig auch die Polizei ein paar nicht gemachte Überstunden aufschreiben

Punk is not dead. Just a little older. Genauer gesagt, acht Jahre. Da hatten die „Adelheid Streidel Experience“ zuletzt zusammen gespielt. Zeit also für ein kleines Vorgarten-Revival.

Schlagzeug raus, Boxen raus, Mikro an. Das typische Bremer Haus hat Hochparterre mit Stufen davor, erübrigt sich der Bühnenaufbau. Und Publikum? Findet sich am Sielwall immer.

Vor allem, wenn am selben Abend im Schlachthof „B.O.B.“ stattfindet, das heißt, Punkrocker aus Bath, Oakland, und Bremen in der Stadt sind. Ab 19 Uhr also gab’s Krachwumm, zur Freude nicht nur der originären AnhängerInnen dieses Stils, sondern auch der Vater-Mutter-Kind-Passanten. Umsonst & draußen kommt immer gut.

Auch die Polizei trug ihren Teil zur allseits befriedigenden Inszenierung bei: Sie kam, sah und telefonierte. Allerdings nicht besonders früh. Schon hatte man enttäuschte Blicke ausgetauscht – würde sich denn kein Nachbar wegen Lärmbelästigung beschweren? Ohne finale Unterdrückung hätte so ein Spontankonzert doch nur halb soviel Rebellions-Aura wie durch eine Prise Lalülala.

Immerhin musste man auch auf Hanno B.s Kehle Rücksicht nehmen. Das Organ des Frontmanns und Sängers ist derzeit eher Bibliothekenstaub als herzhafte Bisse ins Mikrofon gewöhnt. Wenn nicht bald was passierte, hätte man womöglich von selbst aufhören müssen?!

Uff. Kurz bevor das Repertoire aus 20 Zweiminütern durch war, bewegten doch zwei Polizisten ihre Sohlen endlich mal in den Frontstage-Vorgarten, anstatt nur lustig im Takt zu wippen. Da wurde zwar auch nur freundlich gelächelt, aber von weitem war’s ein gutes Schlussbild.

Auf dem Papier war die Ordnungsmacht dann umso härter. 200 Personen hätten die Sielwallkreuzung „komplett blockiert“, heißt es in der anderntags verfassten Pressemitteilung. „Erst als starke Polizeikräfte vor Ort erschienen, löste sich die Versammlung auf.“

Na ja. Mal abgesehen davon, dass es keine „Darbietung auf der Kreuzung“ gab (sondern am Sielwall 22), haben die sechs BeamtInnen vor Ort offenbar auch nicht den Zustand des Punkrocks an sich erkannt: „Die überwiegend dem Punkmilieu zuzuordnenden Jugendlichen (!) waren nicht gesprächsbereit und zeigten gegenüber den Einsatzkräften eine aggressive Grundhaltung.“ HB