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Archiv-Artikel

Rätsel von Windeby

Schleswiger Moorleiche ist möglicherweise ein Junge und keine wegen Untreue ermordete junge Frau

schleswig dpa ■ Die berühmte Schleswiger Mädchen-Moorleiche könnte ein Junge sein. Das haben neue Untersuchungen am Kopf und an Knochen des zwei Jahrtausende alten, lederartig konservierten Körpers des „Mädchens von Windeby“ ergeben. Der Wissenschaftler Klaus Brandt vom schleswig-holsteinischen Archäologischen Landesmuseum bestätigte gestern einen entsprechenden Bericht der ZDF-Serie „Abenteuer Wissen“. Sicherheit könne aber erst eine DNA-Analyse geben.

Laut Fernsehbeitrag weist vor allem die Stärke der Augenwülste der Moorleiche auf deren möglicherweise männliches Geschlecht hin. Die Leiche wurde im Mai 1952 in der Nähe von Windeby bei Eckernförde beim Torfstechen gefunden. In der Nähe lag eine – ebenfalls im Archäologiemuseum zu sehende – Männerleiche. Diese ist rund 300 Jahre älter ist als die Leiche, dessen Geschlecht nun umstritten ist.

Bereits vor sechs Jahren wurde das Mysterium um das „Moormädchen“ wissenschaftlich entzaubert: Bei dem Körper handelt es sich um den eines jungen Menschen, der im Alter von 14 Jahren eines natürlichen Todes starb. Es war keine sündige Ehefrau, die deshalb getötet wurde, wie es früher dargestellt wurde. Röntgenanalysen hatten ergeben, dass der junge Mensch verhungerte und im Torfgelände bestattet wurde.

Bereits 1998 hatte der Archäologe Michael Gebühr das Indiz für das angebliche moralische Fehlverhalten des „Moormädchens“ widerlegt: An der rechten Hand der Leiche ist der Daumen zwischen Zeige- und Mittelfinger geschoben. Das symbolisiert die so genannte Feige, eine Gebärde, die in der Neuzeit sexuelle Aussagekraft hat. Laut Gebühr ist das obszöne Daumenzeichen seinerzeit aber nicht bekannt gewesen. Die „Feige“, wies er nach, gibt es erst seit dem Mittelalter.