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Archiv-Artikel

Orakeln über die CDU

Nachfolge von Wirtschaftssenator und Zweit-Bürgermeister Hartmut Perschau immer noch unklar. Gerüchteküche nennt den Namen von Handelkammerpräses Wendisch

Von hey

Bremen/Delphi taz ■ Der große Vorsitzende der Bremer CDU, Bernd Neumann, schlägt einen professionell-entspannten Ton an: „Am 8. September tagt die Bürgerschaft zum ersten Mal nach der Sommerpause. Der Neue kann sowieso erst dann gewählt werden“. Aber so entspannt ist die Suche der CDU nach einem Nachfolger für den aus gesundheitlichen Gründen zurückgetretenen Wirtschaftssenator Hartmut Perschau nun wieder nicht. Denn mit jeder Entscheidung für oder gegen einen Kandidaten werden auch politisch-strategische Weichen für die Bremer Christdemokraten gestellt.

Der kaum umstrittene Emporkömmling der CDU, Politik-Talent Jens Eckhoff, wäre sicher gern der Spitzenkandidat bei den nächsten Bürgerschaftswahlen im Jahr 2007. Um aber Hartmut Perschau als stellvertretenden Bürgermeister zu beerben, fehlt ihm, so heißt es, das Standing in den bürgerlichen und Unternehmer-Kreisen. Außerdem ist die Zusammenarbeit zwischen ihm und SPD-Bürgermeister Henning Scherf nur schwer vorstellbar: Die beiden sind sich nicht wirklich grün. Anders der amtierende Innensenator Thomas Röwekamp. Er wäre als zweiter Bürgermeister ein echtes Friedensangebot an die SPD und ihren Vorreiter Scherf. Röwekamp gilt als seriös, aber nicht als einer, der das Parteiprofil der Christdemokraten an einem Gegner wie Scherf schärfen würde. Genau das aber, so heißt es intern, müsse die CDU im Vorfeld der Wahlen tun: Profil gewinnen. Also doch Eckhoff, um 2007 eine kantige Alternative zur SPD anbieten zu können und dann vielleicht sogar Schwarz-Grün zu wagen? Immerhin ist es ein alter Traum der CDU, die Sozis in Bremen in die Opposition zu schicken.

Dann ist da aber noch der Wirtschaftssenator Perschau, dem es nachzufolgen gilt. „Einen Mann mit so beträchtlichem Ansehen zu ersetzen, ist nicht einfach“, sagt Neumann. Neben dem Bürgerschaftsabgeordneten und Wirtschaftdeputierten Wolfgang Schrörs entweichen immer neue Namen der Gerüchteküche. Bernd Hockemeyer, ehemaliger Präses der Handelskammer, hätte für die CDU einen großen Vorteil: Er ist ungefähr so alt wie Jens Eckhoff und Thomas Röwekamp zusammen, und würde dem arg jugendlichen Eindruck der CDU-Senatoren etwas entgegensetzen. Aber er winkt ab: „Das war für mich überhaupt kein Thema, weil ich für politische Ämter nicht mehr zur Verfügung stehe“. Er tue via Stiftungen genug für Bremen und lasse sich ansonsten nicht „reaktivieren“. Für den Posten des Wirtschaftssenators schlägt er daher „jüngere vor, so zwischen 50 und 60“. Damit wäre auch einer aus dem Spiel, dessen Name erst seit kurzem im Gespräch ist: der Unternehmer und amtierende Handelskammer-Präsident Patrick Wendisch. Der 47-Jährige saß bereits von 1995 bis 1999 für die inzwischen längst aufgelöste Partei AfB (Arbeit für Bremen) in der Bürgerschaft. Politische Ambitionen sind ihm also nicht ganz fern. Für eine persönliche Stellungnahme stand Wendisch gestern nicht zur Verfügung. Das Risiko für die CDU bestünde allerdings in der Parteilosigkeit Wendischs. Immerhin macht die SPD gerade zwiespältige Erfahrungen mit dem parteilosen Finanzsenator Ulrich Nußbaum, dessen Unabhängigkeit manchen zu weit geht.

So wäre Wendisch womöglich ein guter Wirtschaftssenator, aber er käme wohl kaum als zweiter Bürgermeister in Frage. Eine Arbeitsteilung mit Eckhoff oder Röwekamp wäre also denkbar. Dann ist da aber auch noch Wolfgang Schrörs, den die CDU schon mehrfach gebeten hat, den Vertrauensmann der Wirtschaft im Bremer Senat zu geben. Immerhin hat Schrörs den Gerüchten nicht wie sonst eine sofortige Absage erteilt. Und Schrörs wäre einer, den die CDU auch als scherfkompatiblen zweiten Bürgermeister aufs Podest hieven könnte. Von wo er dann allerdings Kronprinz Eckhoff verdrängen würde. hey