: Agenda 2016 für Museumsinsel
Masterplan für Musumsinsel dehnt sich bis 2016, die Sanierung des Weltkulturerbes wäre erst dann beendet. Alles läuft „fast“ nach Plan, so die Macher – nur fehlt es noch an ein paar Milliönchen Euro
VON ROLF LAUTENSCHLÄGER
Mit exorbitanten Anstrengungen arbeiten derzeit die Staatlichen Museen zu Berlin und die Stiftung Preußischer Kulturbesitz (SPK) auf ein Geburtstagsfest hin, das vor ein paar Jahren noch weitaus pompöser angekündigt worden war. Am 3. August 2005 eröffnen die Berliner Staatlichen Museen zu ihrer Gründung vor 175 Jahren eine Ausstellung im Alten Museum, „die einen Vorgeschmack auf die Qualität und den Reichtum der auf der Museumsinsel zusammenzuführenden archäologischen Sammlung vermittelt“, wie SPK-Präsident Klaus-Dieter Lehmann am Donnerstag sagte. Dann wird der wunderbare Kopf der Königin Nofretete auf die Museumsinsel zurückkehren und dort präsentiert – zuerst im Alten Museum, ab 2009 wieder im Neuen Museum, das bis dahin restauriert sein soll.
Mit Bedacht hat Lehmann das Wort vom „Vorgeschmack“ bei dem gestrigen Baustellen-Rundgang auf der Museumsinsel in den Mund genommen. Denn ebenso wie in anderen Metropolen – Madrid (Prado), Paris (Louvre) oder New York (Museum für Modene Kunst „MoMA“) – die ebenfalls ihre Kunsttempel aus dem 19. und 20. Jahrhundert aufpolieren, stockt es an der Spree. In neuem Glanz präsentiert sich allein die Alte Nationalgalerie, rund eine Million Menschen haben die Romantiker des 19. Jahrhunderts dort seit der Eröffnung 2001 gesehen.
Die „Bühne, das neue Theater für Kunst der Antike“ – die vier Häuser Altes Museum, Neues Museum, Bodemuseum und Pergamonmuseum –, wie Museumsdirektor Peter Klaus Schuster betonte, liegt nur noch zum Teil im Zeitplan. Die Stiftung und das Land Berlin hatten einst viel früher mit dem Baufortschritt bei den maroden Museumsbauten und für geplante Erweiterungen kalkuliert. Insbesondere die Ergänzungsbauten – wie das geplante neue Eingangsgebäude, der vierte Flügel des Pergamonmuseums und die so genannte Archäologische Promenade– haben noch gar keine Finanzierung erhalten.
Nach Ansicht von Lehmann hängt die Sanierung weniger an den beiden aktuellen Baustellen Bodemuseum und Neues Museum. 2006 werde das Bodemuseum mit den Alten Meistern, der Skulpturensammlung und dem Münzkabinett wieder öffentlich zugänglich sein. (Bundesfinanzminister Hans Eichel wird bereits am 22. Oktober das Münzkabinett eröffnen.) Das Neue Museum für die Ägyptische Kunst samt Nofretete mit seinem „sehr aufwendigen Restaurierungskonzept“ und Planungen von David Chipperfield sollte 2009 folgen. Außerdem will die Stiftung mehr Raum auf der Museumsinsel schaffen durch die Verlegung von Depots nach Köpenick.
Verspätet kann die rund 1 bis 1,5 Milliarden Euro teure Gesamtrestaurierung des Unesco-Welterbes jedoch beim Alten Museum (ab 2009/2010) und beim Pergamonmuseum in Angriff genommen werden, obwohl beim „Sorgenkind“, dem Pergamonmuseum, „rasch“ gehandelt werden müsse. Das Markttor von Milet sei in einem „erbarmungswürdigen Zustand“, sagte Lehmann. Zehn Millionen Euro seien allein nötig, um die Standfestigkeit der antiken Architektur zu gewährleisten. Der 1999 beschlossene „Masterplan“ für das Ensemble könnte darum bis 2015 oder 2016 vollständig umgesetzt sein, sagte der Präsident der Stiftung.
Voraussetzung dafür sind aber die für 2006 oder 2007 angesetzten Finanzierungsverhandlungen für die Neubauten mit dem Bund. Bis dahin sollen die Architekten Oswald M. Ungers (Pergamonmuseums-Flügel) und Chipperfield (neuer Eingang) ihre Kalkulationen vorlegen. Dann sieht man weiter.