: eine ausstellung in paris
Die neuen Mariannen
Marianne – ursprünglich republikanische Geheimgesellschaft in Frankreich während der Restauration und des Bürgerkönigtums (1815–48), dann identisch mit der Freiheitsgestalt. Heute Personifikation der französischen Republik, meist mit der Jokobinermütze dargestellt (Brockhaus).
Seit der Französischen Revolution ist Marianne, die Frau mit der blau-weiß-roten Kokarde an der Mütze, das Sinnbild von Freiheit und französischem Nationalstolz. Sie wurde verkörpert von französischen Stars wie Brigitte Bardot, Catherine Deneuve oder Laetitia Casta. Heute kann diese Frau auch maghrebinischer oder afrikanischer Herkunft sein. Wie Samira Bellil. Sie ist mit dreizehn weiteren Porträts von Frauen mit Migrationshintergrund zurzeit auf den Säulen der französischen Nationalversammlung zu sehen. „Mariannen von heute“ lautet der Titel dieser Freiluftausstellung, die noch bis Mitte September gezeigt wird. Die Idee zu der Ausstellung kam auf, als Frauen im Frühjahr mit einem „Marsch der Frauen“ gegen die schwierige Lage vieler junger Frauen in den Vorstädten demonstrierten. Über zehntausend Frauen zogen durch Frankreichs Städte und protestierten gegen das zunehmend von islamischen Fundamentalisten geprägte Milieu der Einwandererviertel. Die Ausstellung dient der Unterstützung dieses Protests. Keine der porträtierten Frauen trägt beispielsweise Kopftuch. Weder „Hure noch Unterdrückte“ ist das Motto dieser Bewegung, Samira Bellil ihre Symbolfigur. Ihr Buch „Durch die Hölle der Gewalt“, das ihr eigenes Leben in den Vorstädten schildert, stand wochenlang in Frankreich auf den Bestsellerlisten und ist nun auch auf Deutsch erschienen. FOTO: AFP