: Geburt und Tod gehören zusammen
betr.: „Wenn Politik und Religion nur unanständig sind“, taz vom 11. 2. 09
Die Debatten um Komapatienten, die jahrelang im Bett liegen, sind mir unbegreiflich. Kann sich niemand den seelischen Druck, den Stress, das Bangen und Hoffen oder die Verzweiflung der Angehörigen vorstellen, die damit über Jahre belastet sind? Was ist das für ein „Leben“ an Schläuchen, ohne jede Kommunikation? Und kein Mediziner kann sagen, ob das Bewusstsein überhaupt noch „da“ ist.
Geburt und Tod gehören zusammen. Warum wird der Tod von vielen so verdrängt, wenn er doch unausweichlich ist? Warum wird nicht unterschieden zwischen sterben wollen oder dürfen? Wie kann man von Sterbehilfe oder Mord reden im Falle eines Komapatienten, wenn weder die Mediziner noch die Theologen über diesen Zustand konkretes Wissen haben? Wie lange kann man einen Komapatienten denn überhaupt am Leben erhalten? Ewig?
Die Mediziner fühlen sich dem Leben verpflichtet und es ist ihre Aufgabe, Patienten bestmöglich zu versorgen. Sie jahrelang künstlich am Leben zu erhalten, kann nicht dazugehören. Wenn Eltern oder Angehörige den Medizinern die Verantwortung für das Abstellen der Maschinen abnehmen wollen, wieso gibt es dann weltweiten Aufruhr? Wollen nun auch Politiker Herr über Leben und Tod sein?
Ich möchte, dass meine Patientenverfügung, mit der ich mich lange auseinandergesetzt habe, akzeptiert wird. Ich habe sie im Auto, in meinen Papieren, bei meinen Ärzten und bei meinen Freunden.
In der taz sind immerhin 64 % dafür, das Leiden bei Krankheit so klein wie möglich zu halten. („Sterben wann man will. Entscheidung des Tages“, taz zwei 11. 2. 09, d. Red.) Ob die 25,6 % der Befragten, die von Tötung und gar Mord reden, selbst an Schläuchen hängen wollen, sollte man noch klären! BARBARA HOPF, Hettstadt
Die Redaktion behält sich Abdruck und Kürzen von LeserInnenbriefen vor. Die veröffentlichten Briefe geben nicht unbedingt die Meinung der taz wieder.