Leben gefährdet

Beratungsstelle für Behinderte hat hohe Nachzahlung an die Stadt zu leisten. Gelingt das nicht, droht „Autonom Leben“ die Insolvenz

„Eine Schließung der Beratungsstelle wäre für Behinderte eine Katastrophe“

von ELKE SPANNER

Die Behinderten-Beratung „Autonom Leben“ bangt um ihre Existenz. Wenn der Verein nicht bis Anfang kommender Woche mindestens 20.000 Euro an Spenden zusammenbekommen hat, bleibt nur noch der Weg zum Insolvenzverwalter. Denn die Stadt macht Rückforderungen in Höhe von rund 65.000 Euro aus vergangenen Jahren geltend – und um noch eine Einigung erzielen zu können, muss „autonom Leben“ zumindest einen Großteil des Geldes zum Vergleich anbieten können. Sollte das nicht gelingen, sagt Mitarbeiterin Sabine Schulze, wäre das „für behinderte Menschen in Hamburg katastrophal“.

Rund 1.000 Männer und Frauen werden von dem Verein alljährlich betreut. Das Besondere an „Autonom Leben“ ist, dass auch die MitarbeiterInnen selbst Menschen mit Behinderungen sind, weswegen die Beratungsstelle besonders niedrigschwellig ist. Die Sozialbehörde hat selbst ein großes Interesse daran, dass die Arbeit weiterlaufen kann. „Das Projekt ist fachlich gewollt und wird von der Behörde als notwendig angesehen“, sagt Sprecherin Anika Wichert. Die Behörde beharre aber auf der Rückforderung, weil „Autonom Leben“ schlecht gewirtschaftet und dadurch diese Schuldensumme bewirkt habe.

„Autonom Leben“ finanziert sich zum Teil aus eigenen, zum Teil aus Behördenmitteln. Ab 1995 hatte der Verein die pädagogische Begleitung Behinderter im eigenen Wohnraum angeboten. Da die Kosten dafür nicht abgedeckt wurden, hatten die MitarbeiterInnen nach eigenen Angaben Zuwendungen, die ursprünglich für eine andere Leistung gezahlt worden waren, zur Kostendeckung der neuen Dienstleistung herangezogen. Dieses Geld verlangt die Behörde nun zurück.

Die Rechtmäßigkeit der Forderung ist noch nicht abschließend geklärt. Das Verwaltungsgericht, das mit dem Fall befasst ist, hat eine außergerichtliche Einigung angeregt. Das letzte Treffen mit der Sozialbehörde, auf dem ein Kompromiss geschlossen werden könnte, ist der kommende Montag. Behördensprecherin Wichert betont, dass ein Weg zur Rettung der Beratungsstelle vom Amt „sehr gewollt“ ist. „Autonom Leben“ will nun noch an möglichst viele potenzielle Spender herantreten. Denn für einen außergerichtlichen Vergleich, sagt Schulze, „fehlen uns sonst schlicht die finanziellen Mittel“.

Spendenkonto: Autonom Leben, Hamburger Sparkasse, Bankleitzahl 20 05 05 50, Stichwort „Vergleich“, Konto 12 57 12 41 39