heute in bremen : Als Finnland noch von Bremen lernte
Das Schulmuseum lädt zur historisch fundierten Debatte
taz: Frau Zach, Sie starten mit einer regelmäßigen „Mittwochsrunde“. Fehlen der schulpolitischen Debatte in Bremen die historischen Hintergründe?
Gisela Zach, Referentin für Öffentlichkeitsarbeit: Darüber möchte ich mir kein Urteil erlauben. Wir veranstalten jeden dritten Mittwoch im Monat eine Lesung oder einen Vortrag zu einem allgemein historischen, bildungsgeschichtlichen oder auch aktuellen Thema.
Die Eröffnung machen Sie mit Uno Cygnaeus [Foto]. Was hat der uns zu sagen?
Er ist der Gründer des finnischen Volksschulwesens und setzte durch, dass Musik und handwerklich-praktische Fächer dabei ein großes Gewicht bekamen. 1858 / 59 unternahm er eine Informationsreise durch Nord- und Mitteleuropa, durch die er fortschrittliche Institutionen kennen lernen wollte.
Aus heutiger Sicht erstaunt, dass sich Cygnaeus bei dieser pädagogischen Recherche-Tour auch von Bremen angezogen fühlte.
August Lüben, der Gründer des Bremer Lehrerseminars, hatte hier den so genannten Anschauungsunterricht eingeführt: Erstmals gab es Lehrmittel in Gestalt systematischer Sammlungen naturkundlicher Art und eine Vielzahl von Wandbildern. Die Kinder konnten mit eigenen Augen beobachten und mit ordnenden Fragen des Lehrers selbst formulieren. Im Verhältnis zum Prinzip des damals üblichen willkürlichen Lehrervortrages war das ein großer pädagogischer Fortschritt.
Heute reisen die Bremer nach Finnland, um sich über erfolgsversprechende Unterrichtsmodelle zu informieren.
In der Tat. Insofern ist unser Start mit Cygnaeus schon ein bisschen pikant – oder ein gut passender Zufall. INTERVIEW: HENNING BLEYL
Hans-Otto Steudle spricht über Uno Cygnaeus: 19.30 Uhr, Auf der Hohwisch 61-63. Beitrag 3 Euro