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Archiv-Artikel

Im Kern eine Abbaubank

Erstmals wurden öffentlich Zahlen zur Lage der angeschlagenen HSH Nordbank genannt. Schleswig-Holstein und Hamburg müssen bis zu 13 Milliarden Euro zur Stützung des Instituts aufbringen. 1.150 Arbeitsplätze sollen wegfallen

Jetzt würden „Daten und Fakten zur HSH Nordbank auf den Tisch kommen“, versprach Hamburgs Finanzsenator Michael Freytag (CDU) am Dienstag bei einer gemeinsamen Sitzung des Haushaltsausschuss der Hamburger Bürgerschaft und des Finanzausschusses des schleswig-holsteinischen Landtags in der Hansestadt. Und in der Tat referierte anschließend eine Dreiviertelstunde lang Bankchef Dirk Jens Nonnenmacher erstmals offiziell über das finanzielle Desaster einer kleinen Bank im Norden Deutschlands, die sich als Global Player versuchte und dabei Milliarden verbrannte.

Danach hat die Nordbank das Jahr 2008 mit einem Minus von rund 2,8 Milliarden Euro abgeschlossen, weitere Milliardendefizite drohen 2009 und 2010. „Das werden sehr schwierige Jahre“, prophezeit Nonnenmacher, erst 2012 könne „wieder normal verlaufen“. Er warb deshalb für ein künftiges Geschäftsmodell mit einer verkleinerten „Kernbank“ und einer „Abbaubank“.

In Letzterer würden „schlechte Papiere“ gebündelt in der Hoffnung, dass die Weltkonjunktur sich wieder erholt. Die Kernbank solle „mit tiefem regionalen Bezug“ arbeiten, so Nonnenmacher. Ihr Fokus läge auf der Finanzierung von „Schifffahrt, Transport und Luftfahrt, Immobilien und erneuerbaren Energien, vor allem Windkraft“. Dennoch würden nach Nonnenmachers Angaben etwa 1.100 der rund 4.350 Beschäftigten ihre Jobs verlieren.

Dieses Konzept hatte Nonnenmacher am Vormittag den Kabinetten der beiden Länder vorgestellt, die im Hamburger Rathaus gemeinsam getagt hatten. Beide Koalitionsregierungen wollen am heutigen Mittwoch mit den Fraktions- und Parteispitzen der jeweiligen Partner weiter beraten. Entscheidungen werden erst auf einer erneuten gemeinsamen Kabinettssitzung am nächsten Dienstag in Kiel gefällt.

In der Tendenz jedoch dürften die Länder kaum eine andere Möglichkeit haben, als die Vorstellungen der HSH Nordbank zu erfüllen. Sie werden gemeinsam eine Erhöhung des Eigenkapitals der von drei Milliarden Euro stemmen müssen. Diese Summe, die fast einem Drittel der einzelnen Jahreshaushalte von Hamburg und Schleswig-Holstein entspricht, müssten die beiden Länder selbst als Kredit aufnehmen. Zudem müssen sie der Nordbank wohl Garantien von etwa zehn Milliarden Euro gewähren. SVEN-MICHAEL VEIT