Klaus gegen Heinz in der Clementfreien Zone

taz geht wählen (1) – die Serie zur NRW-Kommunalwahl am 26. September. Heute: Rote Welle im roten Oberhausen

Oberhausen?Ja, Oberhausen macht den Anfang bei unserer Kommunalwahlserie. 220.000 Einwohner. 13 Prozent Arbeitslosigkeit. Zwei Jahre nach der Pleite des größten lokalen Arbeitgebers Babcock kämpft die Centro-Stadt mitten im Strukturwandel. Wer hat was zu verlieren?Die SPD bangt in ihrer Hochburg um die Mehrheit. Die Opposition aus CDU, Grünen, FDP und PDS will die sozialdemokratische Dominanz im Stadtrat beenden.Wer regiert im Rathaus?Burkhard Drescher ist seit 1997 Oberbürgermeister. Er hat aus dem kaputten Industriestandort ein Ausflugs- und Konsumziel im Revier gemacht. Drescher ist ein Macher. Drescher ist dynamisch. Drescher hört auf. Der SPDler hat genug von Politik und wechselt als Manager zur RAG. Dreschers Abschiedsworte: „Ich weiß, dass ich der SPD keinen Gefallen tue.“Wer will da rein?„Keinen Gefallen getan“ ist stark untertrieben. Die SPD war geschockt durch den Rückzug ihres Hoffnungsträgers. Erst nach wochenlanger Suche und der Absage von NRW-SPD-Generalsekretär Mike Groschek präsentierten die OB-Genossen einen Kandidaten. Klaus Wehling, 56-jähriger Lehrer und bisher ehrenamtlicher Bürgermeister, soll das rote Rathaus verteidigen. Wehling ist kein Macher. Wehling wirkt nicht dynamisch. CDU-Kandidat ist der Historiker Daniel Schranz. Eigentlich als Zählkandidat gegen Drescher aufgestellt, hat der Nachwuchspolitiker (Jahrgang 1974) nun Chancen, Verwaltungschef zu werden.Was gibt es im Wahlkampf außer Kugelschreibern?Den besten Wahlkampf-Stunt lieferte bislang die SPD ab. Wegen der Krise der Bundespartei erklärten die Oberhausener Sozialdemokraten die Politprominenten der SPD zu unerwünschten Personen. Hartz IV-Minister Wolfgang Clement erhielt Oberhausen-Verbot – er darf die Stadt nicht zu Wahlkampfzwecken besuchen.Und wer hat die schönsten Wahlplakate?Die SPD hat massenweise, rote Plakate mit dem Vornamen ihres Kandidaten aufgehängt: „Klaus“! Die CDU konterte mit noch mehr roten Plakaten und dem rätselhaften Slogan: „Heinz“! Ein CDU-Sprecher über den Phantasienamen: „Heinz ist auch nicht unbekannter als Klaus Wehling.“Die taz-Prognose:Oberhausen bleibt also rot. So oder so. Bis zur Wahl bleibt eine Autofahrt durch die Innenstadt jedenfalls reine Konzentrationssache – bei all den roten Signalschildern: Heinz. Klaus. Heinz. Klaus. Heinz. Klaus. Heinz. Klaus.

MARTIN TEIGELER