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Archiv-Artikel

Andere Probleme als bei DaimlerChrysler

Der Abschluss in Stuttgart hat für die bei Opel und VW anstehenden Verhandlungen keinen Modellcharakter

FRANKFURT/HANNOVER taz ■ Die bei DaimlerChrysler ausgehandelten Vereinbarungen zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern haben keinen Modelcharakter für die bei Opel und VW anstehenden Verhandlungen.

„Weniger geht nicht mehr!“ Das ist das Motto, mit dem die Betriebsräte bei Opel nach den Werksferien in einer Woche in die heiße Phase der Verhandlungen mit dem Konzernvorstand um einen neuen Beschäftigungssicherungsvertrag „für alle“ gehen wollen. Wegen der Absatzflaute gilt in Rüsselsheim schon seit Monaten die 30-Stunden-Woche – bei nur halbem Lohnausgleich. Und Ingenieure und Manager verzichten in diesem Jahr auf zwei Urlaubstage.

Das war der Preis für den Verzicht des Vorstands auf bereits anvisierte betriebsbedingte Kündigungen – trotz des erst im nächsten Jahr auslaufenden Standortsicherungsvertrags. Die Verlängerung dieses Standort- und Beschäftigungssicherungsvertrags um noch einmal fünf Jahre bis 2010 ist denn auch das erste Verhandlungsziel des Gesamtbetriebsrats. Der hat aber keine auch nur annähernd mit den Daimler-Kollegen vergleichbare Verhandlungsmasse. Alle „Privilegien“ sind schon abgebaut. Und weil auch der neue Astra wieder kein Renner am Markt ist, fordert auch der Vorstand keine Erhöhung der Wochenarbeitszeit, sondern noch mehr Flexibilität – ohne vollen Lohnausgleich bei Unterbeschäftigung.

Der neue Vorstandsvorsitzende von Opel, Hans Demant, ist nicht bereit, den Standort- und Beschäftigungssicherungsvertrag aus dem Jahre 2000 zu verlängern, solange Opel weiter rote Zahlen schreibt. Um sich ein bisschen Verhandlungsspielraum zu erobern, haben einige Gewerkschafter und Betriebsräte daher schon einmal vorsorglich „mehr Geld“ verlangt.

Auch bei VW werfen die Tarifverhandlungen, die im September beginnen, ihre Schatten voraus. Der niedersächsische Ministerpräsident Christian Wulff hat mit seinem Debattenbeitrag persönliche Anhänger wie Gegner in Sachen Arbeitszeit vor seinem Abflug in den Urlaub jedoch verwirrt. Der CDU-Politiker hatte am Wochenende zunächst bei Volkswagen „mehr Arbeit zu anderen Bedingungen“ und Abstriche am VW-Haustarifvertrag verlangt. Zudem wiederholte er sein konservatives Credo, nach dem in Deutschland die 40-Stunden-Woche wieder zur Regelarbeitszeit werden soll.

Allerdings sind die Produktionskapazitäten bei VW alles andere als ausgelastet. Die gerade laufenden Werksferien dauern in diesem Jahr deshalb vier statt drei Wochen. Nicht nur Belegschaft und IG Metall, auch der VW-Vorstand kann froh sein, dass immer noch offiziell die 28,8-Stunden-Woche gilt.

Auch Wulff, Mitglied im VW-Aufsichtsrat, kam kurz vor seinem Abflug nach Spanien noch aus ideologischen Höhen auf den Boden der Realität zurück. „Eine 40-Stunden-Woche bei VW wäre im jetzigen Stadium völlig absurd“, sagte er. Allerdings müsse der VW-Haustarifvertrag den veränderten Wettbewerbsbedingungen etwa durch flexiblere Arbeitszeiten angepasst werden.

KPK, ÜO