: Kühne Interpreten
Umfrage nach Schill-Rauswurf: CDU vorn, SPD knapp dahinter, GAL legt zu, Schill-Partei stürzt ins Bodenlose ab
Die Entlassung von Innensenator Ronald Schill hat Bürgermeister Ole von Beust und seiner CDU genutzt und der Schill-Partei einen Absturz sondergleichen beschert. Wenn jetzt in Hamburg gewählt würde, würde die CDU nach einer EMNID-Umfrage nicht mehr 26, sondern 38 Prozent der Stimmen erhalten. Und die Schill-Partei schmiert von 19,4 Prozent aus dem September 2001 auf gerade einmal sechs Prozent ab. Die SPD und FDP bleiben bei 35 (minus einen Prozentpunkt) und fünf (minus 0,1) relativ konstant. Die GAL würde ihr Tief überwinden, stiege von acht auf 13 Prozent.
„Die Zahlen zeigen, warum Ole von Beust nicht den Mut zu Neuwahlen wagt“, versucht sich SPD-Landeschef Olaf Scholz in einer etwas kühnen Interpretation der Umfrage, die die Springer-Blätter WELT und Bild in Auftrag gegeben hatten. Gegenüber der vorherigen Umfrage aus dem Februar verliere der Senat fast zehn Prozentpunkte an Zustimmung, rechnet er. Scholz ist sicher, dass die Schill-Partei künftig noch tiefer in der Wählergunst sinken wird. Die SPD sei dagegen „längst raus aus der Talsohle“.
Auch GAL-Landeschefin Anja Hajduk wertet die Weigerung des Senats, Neuwahlen anzustreben, angesichts der Umfragezahlen als „allein durch die Angst vor dem Machtverlust zu erklären“. Die demokratische Legitimität des Rechts-Senats sei „nicht mehr gegeben“.
In Reihen der Koalition sieht man das natürlich anders. Der CDU-Landesvorsitzende Dirk Fischer bezeichnete es als ermutigend, dass man „in dieser schwarzen Woche“ die knappe Mehrheit vor Rot-Grün bewahrt habe. 2005 werde die Koalition demnach „noch mehr Zuspruch erhalten“, erweist sich Fischer in Sachen wagemutiger Auslegung seinem SPD-Pendant Scholz als ebenbürtig. PETER AHRENS
Porträt des neuen Innensenators Dirk Nockemann SEITE 16