: was macht eigentlich ...Daniel Barenboim?
Sich einmischen
Es gibt Künstler, die interessiert nur eins: dass ihr Etat stimmt. Daniel Barenboim, 60, israelischer Stardirigent und Pianist, gehört nicht dazu. Nicht dass er nicht auch aufs Finanzielle schauen würde, wenn er sich einmischt. Als Generalmusikdirektor der Staatsoper erklärte er schon Ende der 90er, dass Berlin „nicht gute Musik, sondern leere Plätze“ subventioniere, keine neun Orchester brauche und sowieso nur zwei Weltexporte habe – seine Staatskapelle und die Philharmoniker. Auch in der Diskussion um die drei Opern blieb er nicht still und kritisierte die geplante Stiftung: „Jetzt wird sich die Nivellierung fortsetzen, und sie kann nur nach unten führen.“
Barenboim aber mischt sich auch jenseits der Finanzen ein, kritisierte etwa die israelische Besatzungspolitik, forderte zudem den Rücktritt von Ministerpräsident Scharon. 2001 löste er einen Eklat aus, als er in Jerusalem ein Stück des in Israel seit Jahrzehnten nicht mehr live gespielten Richard Wagner aufführte. Er leistete seinen Teil zum Friedensprozess im Nahen Osten, indem er 1999 das israelisch-palästinensische Jugendorchester mitgründete. Mit diesem „West-Eastern Divan Orchestra“, das gestern in Marokko und damit erstmals in einem arabischen Land spielte, startet Barenboim am Sonntag in die Opernsaison. 80 junge Musiker spielen dabei unter anderem Beethoven. Barenboims Friedenskonzept: „Die Musiker kommen aus verschiedenen Kulturen. Aber wenn sie eine Symphonie von Beethoven spielen, dann sind sie alle gleich.“ STA FOTO: AP